taz.de -- Umweltbundesamt warnt vor Kaminen: Viel Feinstaub durch Holzheizungen

Belastung durch Kamine und Öfen ist so hoch wie durch den Verkehr, warnt das Umweltbundesamt. Und fordert ein Ende der Förderung von Holzheizungen.
Bild: Der Übeltäter: Holzofen mit Holzbriketts

Berlin taz | Der Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Dirk Messner, hat vor der [1][massiven Feinstaubbelastung durch Holzheizungen] gewarnt. „Mittlerweile entfallen mehr als 20 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen auf Holzheizungen. Das ist ungefähr die Größenordnung der Emissionen aus dem Straßenverkehr“, sagte Messner.

„Vor allem Einzelraumfeuerungen wie Kamine und Öfen, von denen wir über 11 Millionen in Deutschland haben, stellen eine wesentliche Feinstaubquelle dar.“ Daher lehne das UBA die Förderung von Holzheizungen ab und fordere höhere Standards in Bezug auf die Luftreinhaltung.

Nach einem vom [2][Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf] soll unter anderem das Heizen mit Biomasse wie etwa Holz nur in Bestandsgebäuden eine Option bleiben, in denen andere Lösungen nicht machbar oder sinnvoll sind, etwa wegen des Denkmalschutzes. Mit dem Gesetz soll im Sinne des Klimaschutzes der Abschied von Gas- und Ölheizungen eingeläutet werden.

Waldbesitzer sind alarmiert. „Mit der Diskriminierung der erneuerbaren Holzenergie gefährdet die Bundesregierung die nachhaltige Waldpflege in Deutschland“, sagte Irene Seling, Hauptgeschäftsführerin der [3][Arbeitsgemeinschaft der Waldeigentümer] auf ihrer Webseite. Für die Waldeigentümer sei die Vermarktung von Restholz, das nicht höherwertiger verwendet werden könne, als Brennholz eine wichtige Einnahmequelle, um den klimaresilienten Waldumbau zu finanzieren.

Holz besser verarbeiten anstatt verbrennen

UBA-Präsident Messner kann das nachvollziehen. „Wir verstehen auch, dass Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer daran ein ökonomisches Interesse haben. Dieses Restholz kann dann in Holzheizungen gehen, die als Zentralheizungen mit Pellets betrieben werden“, sagte Messner.

„Das macht einen großen Unterschied zur Verbrennung von Holz in Kaminen. Die Emissionen von Kaminen fallen deutlich höher aus als bei Pelletheizungen, die automatisch gesteuert werden und über Staubabscheider verfügen, die den Abgasen den Feinstaub entziehen.“ Doch aus der Perspektive des Klimaschutzes sei es stets besser, Holz zu verarbeiten, als es zu verbrennen.

14 May 2023

LINKS

[1] https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/emissionen-von-luftschadstoffen/quellen-der-luftschadstoffe/fragen-antworten-weiterfuehrende-informationen-zu#begriffsklarung-holzheizungen
[2] /Gebaeudeenergiegesetz-im-Bundesrat/!5934148
[3] https://www.waldeigentuemer.de/waldeigentuemer-protestieren-gegen-verbot-von-holzheizungen-im-gebaeudeenergiegesetz-kabinettsbeschluss-richtet-ungeheuren-oekonomischen-und-oekologischen-schaden-an/

TAGS

Schwerpunkt Klimawandel
Energiewende
Holz
Klima
Energiekrise
Holz
Feinstaub

ARTIKEL ZUM THEMA

Schornsteinfeger übers Energiesparen: „Wir müssen uns halt selbst helfen“

Schornsteinfeger Alain Rappsilber wird immer mehr zum Energieberater. Im taz-Gespräch erklärt er, wie jedeR selbst ökologisch sinnvoll sparen kann.

Heizen mit Holz: Kamine müssen auf den Prüfstand

Kaminöfen und Pelletheizungen sind umweltschädlicher als gedacht. Die Regierung muss dringend ihre Einschätzung und ihren Kurs korrigieren.

Städteranking der EU-Umweltagentur: Gute Luft in Göttingen

Die EU-Umweltagentur veröffentlicht ein Städteranking zur Feinstaubbelastung. Deutschland schafft es dabei nur ins Mittelfeld.