taz.de -- Kurswechsel bei Extinction Rebellion: Schluss mit Festkleben

Britische Klimaaktivisten kündigen in einer Erklärung an, sich nicht mehr festkleben zu wollen. Stattdessen sollen andere Aktionen im Fokus stehen.
Bild: Hier liegend statt klebend: Klimaaktivist:innen in Aktion

London dpa | Die Aktivisten der Bewegung [1][Extinction Rebellion] in Großbritannien wollen sich vorerst nicht mehr aus Protest gegen mangelnden Klimaschutz an Kunstwerken festkleben und Straßen blockieren. Das verkündete die Gruppe am Neujahrstag in einer [2][Mitteilung mit der Überschrift „Wir hören auf“].

Die – in der Bevölkerung durchaus [3][umstrittenen] – Störaktionen seien zwar wichtig gewesen, um aufzurütteln und systematisches Politikversagen im Angesicht der Klimakrise anzuprangern. Allerdings müssten „Taktiken laufend weiterentwickelt werden“: Fortan wolle man deshalb verstärkt Druck auf verantwortliche Politikerinnen und Politiker machen, indem die breite Masse der Gesellschaft für Formen des kollektiven Protests mobilisiert wird.

In den vergangenen Monaten hatten sich Klimaaktivistinnen und -aktivisten in mehreren Ländern immer wieder an Kunstwerken festgeklebt, sie mit Tomatensuppe und Kartoffelbrei beschmiert, Gebäude blockiert und sich auf Straßen festgeklebt. Befürworter sprechen von einer Schocktaktik, um das Bewusstsein für die Klimakatastrophe zu schärfen. Für Gegner handelt es sich um Akte des Vandalismus oder zumindest lästige Behinderungen im Alltagsleben. Ob in Großbritannien oder Deutschland: Kalt ließen die Aktionen von Extinction Rebellion und gleichgesinnten Gruppen wie Just Stop Oil jedenfalls kaum jemanden.

Nun also der Kursschwenk, den die Aktivisten in ihrer Stellungnahme selbst als „kontroversen Beschluss“ bezeichneten. „Obwohl die Alarmglocken wegen der klimatischen und ökologischen Notlage laut und klar schrillen, hat sich sehr wenig verändert“, kritisierte Extinction Rebellion UK. „Emissionen nehmen weiter zu und unser Planet stirbt immer schneller.“

Deshalb wolle man weit mehr Menschen als bislang für den Klimaprotest gewinnen und es den Mächtigen damit schwerer machen, wichtige Anliegen zu ignorieren. „Das Zusammenwirken verschiedener Krisen bietet eine einmalige Gelegenheit, um zu mobilisieren und traditionelle Gräben zu überwinden“, heißt es in der Stellungnahme.

Wie das künftig aussehen könnte, verdeutlichte die Gruppe mit einem Aufruf zum Protest vor dem britischen Parlament am 21. April: Ziel sei es, das House of Commons und das House of Lords im Londoner Westminster-Palast mithilfe von mindestens 100.000 Menschen tagelang zu blockieren – und die politischen Entscheidungsträger damit zum Handeln zu zwingen. Das Motto der geplanten Großdemonstration unterstreicht den Willen, aus den Aktionen weniger einen Protest der vielen zu machen. Es lautet: „The Big One“.

2 Jan 2023

LINKS

[1] /Extinction-Rebellion/!t5602581
[2] https://extinctionrebellion.uk/the-big-one/
[3] /Innenminister-contra-Letzte-Generation/!5897194

TAGS

Extinction Rebellion
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
IG
Kolumne Einfach gesagt
Schwerpunkt Klimawandel

ARTIKEL ZUM THEMA

Klima-Protestaktionen in Museen: Klimaaktive zu Geldstrafe verurteilt

Fünf Umweltaktivist*innen hatten sich an einer Leonardo-Kopie festgeklebt. Der Richter urteilte, Schaden zu verursachen, sei nicht das Hauptziel gewesen.

Blockaden der Letzten Generation: Da bleibt was kleben

Die Letzte Generation blockiert erneut Straßen – trotz aller Versuche, den Protest zu kriminalisieren. Die Gruppe könnte sich am Ende durchsetzen.

Kleber als Form der Kommunikation: „Immerhin bleibt was hängen“

Welche Chancen und Risiken birgt der Einsatz von Kleber im täglichen Miteinander? Ein fiktives Gespräch unter Anzugträgern am Glühweinstand.

Innenminister contra „Letzte Generation“: Klima-Kleber kriminell?

Die Union-Innenminister der Länder wollen prüfen, ob die Letzte Generation eine kriminelle Vereinigung ist. Die Justiz ist da bislang milder.