taz.de -- Abschluss der World Games: Unterhaus der Olympischen Spiele

Im US-amerikanischen Birmingham sind die World Games zu Ende gegangen. Unterschätzte Disziplinen wie Tauziehen und Beach-Handball standen im Fokus.
Bild: Abschied vom Weltsport: Die Abschlusszeremonie der World Games in Birmingham, Alabama

Zum Abschluss haben die Niederlande noch die Goldmedaille im Korfball geholt. Das gehört zu den weniger sensationellen Ergebnissen der World Games, die am Sonntag in Birmingham, Alabama (USA) zu Ende gingen. Der Rest war schon überraschend: Deutschland führte souverän mit 24 Goldmedaillen, 7 Silbermedaillen und 16 Bronzemedaillen die Nationenwertung an: vor den USA und der Ukraine. Bei anderer Berechnung, wenn man die Gesamtzahl der Medaillen gezählt hätte, wäre Italien mit 49 vor Deutschland mit 47 gewesen. Und auch das wäre eine Überraschung gewesen.

Die [1][World Games] sind eine Art Zweite Liga der Olympischen Spiele. Sie finden entsprechend auch unter dem Patronat des IOC statt, und dessen Präsident, der Deutsche Thomas Bach, war auch in Birmingham anwesend. Er sah 34 Sportarten und 3.600 Sportler und Sportlerinnen, die nicht zum olympischen Programm gehören. Die aber in vielen Fällen gerne dazugehören würden, denn oft sorgen nur noch Auftritte bei Olympischen Spielen für Aufmerksamkeit – und damit für Gelder, sei es von Sponsoren oder [2][der öffentlichen Hand].

Zu den Sportarten mit Ambitionen gehört Beachhandball. Ähnlich spektakulär und telegen wie das bereits olympische Beachvolleyball war es auch in Birmingham ein Hingucker. Bei den Frauen gewann das deutsche Team 2:0 das Finale gegen Norwegen, und Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes, formulierte sogleich seinen Anspruch: „Wenn es dem IOC ernst damit ist, das olympische Programm ständig zu hinterfragen und mit attraktiven Disziplinen weiterzuentwickeln, dann ist es höchste Zeit, dass so ein großartiger Sport wie Beach-Handball endlich olympisch wird.“ Vorbild ist Beachvolleyball: Das wurde 1993 bei den World Games gezeigt, seit 1996 ist es olympisch.

Jüngstes Beispiel für den Aufstieg einer Sportart in den Olymp ist Breaking, die zum Sport gewordene Form des Breakdance. 2024, bei den Olympischen Spielen in Paris, wird Breaking erstmals olympisch sein.

Seit mehr als 40 Jahren gibt es die World Games

Solche Ambitionen hegen die Rettungsschwimmer nicht. Die werden nicht vom Deutschen Schwimmverband, sondern von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aufgestellt, die ja auch verbandsintern immer Meisterschaften austrägt. Bei den World Games dominierte das deutsche Team mit 14 Medaillen. Da geht es um Disziplinen wie „50 Meter Retten einer Puppe“ – hier gewann Nina Holt (DLRG Harsewinkel) mit nur 33,77 Sekunden. Oder auch eine „4x50 Meter Gurtretterstaffel“ war zu sehen, die die deutschen Frauen gewannen: neuer Weltrekord mit 1:35,82 Minuten.

Seit 1981 gibt es die World Games, schon zweimal fanden sie in Deutschland statt: 1989 in Karlsruhe und 2005 in [3][Duisburg]. Medial gehen sie oft etwas unter, aber für die Athletinnen und Athleten stellen sie eine wichtige Aufwertung ihrer Sportarten dar. In Birmingham wurden 375.000 Eintrittskarten verkauft, mehr als die Hälfte der 23 Wettkampfstätten waren ausverkauft. Das sorgt für Atmosphäre, die sonst bei solchen Events nicht aufkommt.

Zum Programm der World Games gehören unter anderem Rollkunstlauf, Parkour, Faustball, Kanupolo, Racquetball, Unihockey, Jiu-Jitsu, Kickboxen, Kraftdreikampf, Tauziehen, Feldbogenschießen, Boule, Bowling, Inline-Hockey, Bumerangwerfen oder auch seit 2001 Minigolf. Die nächsten World Games finden 2025 im chinesischen Chengdu statt.

19 Jul 2022

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Martin Krauss

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