taz.de -- Nachruf auf Sängerin Julee Cruise: Die Stimme von „Twin Peaks“
Bekannt wurde Julee Cruise mit Songs für Filme von David Lynch und Wim Wenders. Nun ist die US-amerikanische Sängerin mit 65 Jahren gestorben.
Julee Cruise wird mit einem Lied verbunden, dessen Schönheit zu großer Vorsicht mahnt und einen Drahtseilakt vermuten lässt. Das prägnante Gitarrenmotiv am Anfang von „Falling“ lässt einen Surfsong erwarten, doch bleibt der Ton à la Duane Eddy in der vibrierenden Luft förmlich stehen. Dann haucht und singt Julee Cruise die Zeilen: „Don’t let yourself be hurt this time“.
Nein, diesmal nicht. „Falling“, geschrieben von Komponist Angelo Badalamenti und dem [1][Regisseur David Lynch], ist als Titelmelodie von Lynchs [2][„Twin Peaks“ bekannt geworden, jener US-Serie], die den amerikanischen Traum als einen zeigt, durch den man besser mit wachen Sinnen geht.
Zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung von „Twin Peaks“ 1990 war „Falling“ bereits auf dem Debütalbum von Julee Cruise, „Floating Into The Night“ (1989), erschienen. Durch den Erfolg der Serie erlangte auch der Song Kultstatus.
Im selben Jahr gehörten Titel aus „Floating Into The Night“ zu David Lynchs Konzertperformance „Industrial Symphony No. 1: The Dream of the Broken Hearted“, in der Cruise an der Seite von Laura Stern, Nicolas Cage und Michael J. Anderson agierte. Auch in „Twin Peaks“, der Serie wie dem Kinofilm „Fire Walk With Me“ (1992) und dem Sequel „Twin Peaks: The Return“ (2017) ist Cruise selbst vor die Kamera getreten.
Sie litt an Depressionen und Lupus
Die 1956 in Creston, Iowa geborene Julee Cruise besuchte die Drake University, [3][wo sie am Alphorn] ausgebildet wurde. Nach New York umgezogen, trat Cruise in der Revue „Beehive“ als Darstellerin der Sixties-Ikone Janis Joplin auf. Für Wim Wenders’ Film „Bis ans Ende der Welt“ (1991) sang sie eine Coverversion des Elvis Presley Songs „Summer Kisses, Winter Tears“.
Eine Band, die sie in ihr Herz schloss, waren The B-52s – jene schillernde Kombination aus Rock-’n’-Roll- und New-Wave-Ästhetik, deren Name auf eine Bienenkorbfrisur wie auf einen Langstreckenbomber verweist und mit denen Cruise 1993 auf Tour ging. In den Nullerjahren gastierten B-52s-Sängerin Kate Pierson und Cruise dann nacheinander bei der experimentellen Rockband Time of Orchids. Mit „My Secret Life“ veröffentlichte die umtriebige Künstlerin 2011 ihr letztes von insgesamt vier Alben.
Am Donnerstag ist Julee Cruise, die seit Längerem an Lupus und Depressionen litt, 65-jährig aus dem Leben gegangen. Laut Aussage ihres Mannes, des Autors und Verlegers Edward Grinnan, schlief sie zu „Roam“ von den B-52s ein.
12 Jun 2022
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