taz.de -- Vorschlag von Ökonomen: Höheres Rentenalter gegen Inflation?
Die Preise steigen und steigen. Mehrere Wirtschaftswissenschaftler schlagen deshalb nun vor, das Renteneintrittsalter zu erhöhen.
Berlin afp/dpa | Im Kampf gegen die hohe Inflation sprechen sich einige Ökonomen für eine weitere [1][Anhebung des Renteneintrittsalters] aus. Der Wirtschaftsforscher Gunther Schnabl sagte der Bild (Mittwoch): „Das Renteneintrittsalter muss steigen. Deutschland hat schon heute ein riesiges Fachkräfteproblem, Hunderttausende Stellen sind unbesetzt.“
Schnabl sagte weiter, dies führe dazu, dass unter anderem die Löhne in den nächsten Jahren kräftig steigen müssten und damit [2][Waren und andere Leistungen noch viel teurer würden].
„Der Mix aus alternder Gesellschaft, hoher Verschuldung und Energiewende wird in den nächsten Jahren zu einer steigenden Gefahr für die Preisstabilität“, sagte der Vizepräsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, Stefan Kooths, der Zeitung. Immer mehr Rentnern stünden immer weniger Beschäftigte gegenüber. Das könne zu weiter steigenden Preisen führen.
Der Freiburger Ökonom Bernd Raffelhüschen sagte der Zeitung, die Rentenpolitik der vergangenen Jahre wie etwa die Einführung der Rente mit 63 sei „mit immer neuen Schulden“ finanziert worden. Er plädierte dafür, den Renteneintritt an die steigende Lebenserwartung zu koppeln.
Für große Aufregung hatten im vergangenen Sommer Vorschläge des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium über eine Reform hin zur Rente mit 68 gesorgt. Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze für die Rente ohne Abschläge bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben.
18 May 2022
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
DIW-Präsident Marcel Fratzscher hat zu allem etwas zu sagen – jetzt zur Zukunft der Rente. Er spielt dabei die Generationen gegeneinander aus.
Kanzler Scholz will, dass ArbeitnehmerInnen nicht mehr früh in Rente gehen. Dabei hat seine Partei die Probleme großenteils selbst erzeugt.
Niemand sollte dazu gezwungen sein, das Renteneintrittsalter zu verschieben. Viel sinnvoller ist, Zugewanderten den Weg ins Berufsleben zu ebnen.
Ein höheres Renteneintrittsalter ist nicht in jedem Beruf machbar. Für Leute in Verschleißjobs würde eine Reform zu Renteneinbußen führen.
Die Zinsen der Europäischen Zentralbank werden wieder steigen. Was bedeutet das für die Privathaushalte und Konsument:innen?
Die Inflation liegt auf einem Rekordhoch. „Wir werden ärmer“, sagen nun Politiker*innen. Aber wer sind eigentlich „wir“?
Die beginnende Rente soll niemanden davon abhalten, weiter zu arbeiten. Nur muss das die alleinige Entscheidung jedes einzelnen Menschen bleiben.
Krisen und steigende Preise machen vielen Menschen Angst, in Armut abzurutschen. Wichtig wäre jetzt ein Inflationsschutz für Grundsicherungsempfänger.
Die Steuereinnahmen steigen, doch finanziell steht die Ampel trotzdem vor großen Herausforderungen. Die Aussichten bleiben unsicher.
Die Berliner Tafel eröffnet wegen der steigenden Nachfrage nach Lebensmitteln eine neue Ausgabestelle.