taz.de -- Die Wahrheit: Teuflischer Taufunfall
Nachdem ein katholischer Falschtäufer in den USA seine Verfehlung gestanden hat, sind die Folgen nun kaum abzusehen.
Ein fürchterliches Malheur ist dem Priester Andres Arango in seiner katholischen Gemeinde in Phoenix, Arizona, unterlaufen, wie die Nachrichtenagentur dpa kürzlich berichtete (Die Wahrheit v. 18. 2. 2022): Seit zwanzig Jahren verwendet er die falsche Taufformel. „Wir taufen Euch im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ anstatt „Ich taufe Euch.“ Tausende Taufen sind damit null und nichtig. You had one job! Wie blöd kann man eigentlich sein?
Immerhin hat die vatikanische Glaubenskongregation erst im Jahr 2020 bestätigt, dass solche Taufen ungültig sind wie ein selbstgemaltes Rubbellos. Und weil alle anderen Sakramente darauf aufbauen, sind auch sie komplett annulliert: Buße, Weihe, Ehe, you name it. Vormals mausgraue, fromme Betschwestern und -brüder leben im Nachhinein in Sünde, der Swing State Arizona wird so zum Swinger State: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.“ Von weither strömen nun Gottlose und Satanisten in die Gemeinde, halten schwarze Messen ab und ficken auf dem Friedhof mit den einheimischen Ungetauften.
Apropos Friedhof. Wer von Pater Arango bestattet wurde, muss nun aus geweihter Erde ausgegraben und in ungeweihter verscharrt werden. Für die meisten der im besagten Zeitraum verstorbenen Täuflinge kommt die Maßnahme jedoch zu spät. Sie sind jetzt Zombies, verdammt zu einem ewigen, rastlosen Schwebezustand zwischen Leben und Tod, Himmel und Hölle, Suppe und Nachtisch. Seitdem wanken die Unglücklichen jede Nacht vor dem Schlafzimmerfenster des schlampigen Priesters herum, halten die Taufvorschriften in ihren verwesenden Händen und heulen: „Ich, nicht wir.“ Immerhin dürfte es dem buchstäblich unermüdlichen Einsatz der faulenden Nervensägen zu verdanken sein, dass der verantwortliche Hirte nun gestand.
Auch andere Fehlgetaufte machen ziemlich dumme Erfahrungen durch. Denn ohne den validen Glaubensbooster aus Taufe, Erstkommunion und Firmung sind sie dem Luzifer-Virus schutzlos ausgeliefert. Anaphylaktische Schocks nach einer plötzlich auftretenden Knoblauchallergie oder Venenthrombosen durch infolge unsachgemäßer Taufe in die Beine geratenes Weihwasser sind schon fast die Regel. Und erst kürzlich wurden mehrere Taufopfer während des Sturmtiefs „Mephisto“ durch von Kirchtürmen herabstürzende Kreuze gepfählt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?
Stichflamme aus dem Rachen
Doch es gibt auch harmlosere Symptome. „Ich hab mich schon lange gewundert, warum mir jedes Mal, wenn ich das Wort ‚Gott‘ ausgesprochen habe, eine Stichflamme aus dem Rachen schoss“, sagt der achtzehnjährige John Coltrane. Doch das junge Gemeindemitglied nimmt das Ganze durchaus auch mit einem Schmunzeln: „Für den Gasherd ist das super.“
Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass er die Worte eines deutschen Fachmanns gar nicht mitbekommt, den wir zur Lösung des Problems befragen. „Im Grunde müssten die Betroffenen allesamt verbrannt werden. Ohne Ausnahme.“ Bedauernd zuckt der Wormser Weihbischof Peter Odenthal die Schultern. „Anschließend muss die Asche teufelssicher in siebenfach geweihtes Glas eingeschmolzen und in Schwefelminen entsorgt werden.“
Eine zweite Taufe, so erfahren wir weiter, sei („Um Gottes willen!“) überhaupt nicht dazu geeignet, eine fehlerhafte erste zu kompensieren, denn damit würde der Schaden nur vergrößert. Ein noch größeres No-go als Fehl- und Ungetaufte sind für organisierte Christenmenschen bekanntlich Wiedertäufer. Alles andere als zufällig hängen ja noch heute einige von denen in einem Käfig oben an der Lambertikirche zu Münster herum wie in einem besonders ungemütlichen Wartezimmer.
Der Köthener Erzkardinal Konstantin Kolbe schickt uns dazu eine Beweis-Mail mit einem Auszug aus dem hundertdreißigsten Psalm der Hepathiter: „‚Einmal getaufet falsch, und dann noch mal getaufet, güldet nicht‘, spricht der Herr Ellabätsch! Dem aber, der darob schreiet, seien die Eier mit einem glühend Eisen sunny side down abgefackt …“
Abgefackelt und überlackiert
„Abgefackelt“ meint das sicher, und so liest man es auch in neueren Übersetzungen. Außerdem müsste zwischen Herr und Ellabätsch wenigstens ein Komma stehen, sonst denkt man ja, Gott hieße Herr Ellabätsch – was für ein Unsinn! In der Sache aber hat die Bibelstelle völlig recht. Ein Gläubiger ist schließlich keine Autokarosserie, die man mir nichts, dir nichts überlackieren kann.
„Die Frage ist natürlich, wie Taufen überhaupt ‚gültig‘ sein können“, gibt hingegen Ellen Mortimer (16), eine weitere Geschädigte des Taufpfuschs, flüsternd zu bedenken. Die junge Frau empfängt uns nachts an der Hintertür ihres Elternhauses – niemand soll von unserem Treffen erfahren, auch schmerzt sie schon seit Jahren das Tageslicht zu sehr. „Wer bestimmt das und warum? Das sind doch alles völlig beliebige Festlegungen innerhalb eines frei erfunden Wahnsystems. Dagegen ist der Spleen, nicht auf die Ritzen zwischen den Gehwegplatten zu treten, seriöse Naturwissenschaft.“
Das sind selbstverständlich bloß die frevelhaften Worte einer Ketzerin, der der Hals dafür mit kochender Scheiße ausgewaschen werden soll. Hallelujah! Hallelujah! Hallelujah!
2 Mar 2022
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