taz.de -- Umgang mit Geflüchteten: „Pushback“ wird Unwort des Jahres

Mit dem Ausdruck werde ein „menschenfeindlicher Prozess“ beschönigt, so die Jury. Der Begriff bezeichnet das Zurückdrängen Geflüchteter an der Grenze.
Bild: Platz 1 erreichte in diesem Jahr „Pushback“, dichtgefolgt von „Sprachpolizei“ auf Platz 2

Marburg dpa | Das „Unwort des Jahres“ 2021 lautet „Pushback“. Der aus dem Englischen stammende Begriff bedeute zurückdrängen oder zurückschieben. Der Begriff wird im Zusammenhang mit möglichen illegalen Zurückweisungen von Schutzsuchenden an Grenzen verwendet. Die Jury kritisiere die Verwendung des Ausdrucks, „weil mit ihm ein menschenfeindlicher Prozess“ beschönigt werde.

Auf Platz zwei der „Unwörter“ setzte die Jury den Begriff „Sprachpolizei“. Damit würden Personen diffamiert, die sich unter anderem für einen angemessenen, gerechteren und nicht-diskriminierenden Sprachgebrauch einsetzten.

Die Jury wählte das „Unwort“ aus zahlreichen Vorschlägen aus, die Interessierte bis zum 31. Dezember eingereicht hatten. Insgesamt gab es rund 1300 Einsendungen mit 454 unterschiedlichen Begriffen, von denen knapp 45 den Kriterien entsprachen.

Die „Unwörter“ der Vorjahre waren in Darmstadt präsentiert worden. Für 2020 fiel die Wahl auf zwei Begriffe: [1][„Rückführungspatenschaften“ und „Corona-Diktatur“]. Mit einem Wechsel bei der Jury zog die Bekanntgabe nun an die Uni Marburg um.

12 Jan 2022

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