taz.de -- „Sea-Watch 3“ und „Geo Barents“: Häfen für Gerettete benötigt
Auf den beiden Seenotrettungsschiffen befinden sich rund tausend gerettete Flüchtlinge und Migranten. Sie suchen dringend sichere Mittelmeerhäfen zur Aufnahme.
Frankfurt/M. epd | Die „Sea-Watch 3“ dringt auf die Zuweisung eines Hafens für 444 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge und Migranten. Eine schwangere Frau und ihre dreijährige Tochter seien in der Nacht aus medizinischen Gründen evakuiert worden, teilte die Organisation Sea-Watch, die das Rettungsschiff betreibt, am Montag auf Twitter mit.
Unter den Überlebenden seien zahlreiche Kinder und Minderjährige ohne Begleitung ihrer Eltern. „Sie alle brauchen einen sicheren Hafen.“
Die Crew der „Sea-Watch 3“ hatte die Flüchtlinge und Migranten seit Heiligabend bei fünf Einsätzen im Mittelmeer gerettet. Der Organisation zufolge verschlechterten sich die Wetterbedingungen am Montagmorgen. Derweil wartete auch das Rettungsschiff von „Ärzte ohne Grenzen“, die „Geo Barents“, mit 558 im Mittelmeer geretteten Menschen weiter auf die Zuweisung eines Hafens.
Gerettete von zwei Schiffen fanden Weihnachten Aufnahme
In der Vergangenheit mussten die Schiffe privater Seenotrettungsorganisation oft tagelang auf die Zuweisung eines Hafens in Europa warten. Die Seenotretter weigern sich, die Flüchtlinge und Migranten nach Libyen zu bringen, von wo aus viele Menschen die Überfahrt antreten. Denn dort drohen ihnen Folter und andere Menschenrechtsverletzungen.
An den Weihnachtstagen durften die „Sea-Eye 4“ und die „Ocean Viking“ mit insgesamt mehr als 300 Flüchtlingen nach mehreren Tagen Wartezeit Sizilien anlaufen.
Die Fahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.864 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
27 Dec 2021
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