taz.de -- Deutsche Umwelthilfe zieht vor Gericht: Rechtsweg für das Tempolimit

Die Umwelthilfe attestiert der Ampel-Regierung ein „Totalversagen“ im Verkehrsbereich. Sie will eine Höchstgeschwindigkeit für Autobahnen einklagen.
Bild: Reizthema Tempo: Verkehrsschild mit der Geschwindigkeitsangabe 130 Stundenkilometer

Berlin epd | Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will ein [1][Tempolimit auf deutschen Autobahnen] notfalls vor Gericht einklagen. Ein generelles Tempolimit sei eine Maßnahme, die sofort wirke, so gut wie nichts koste und bis zu acht Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einspare, sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch am Mittwoch in Berlin. Zudem erhöhe sich die Verkehrssicherheit.

Die Ampelparteien der neuen Bundesregierung SPD, Grüne und FDP haben sich in ihrem Koalitionsvertrag gegen ein generelles Tempolimit ausgesprochen, obwohl die Grünen zuvor für ein „Sicherheitstempo“ 130 beziehungsweise 120 auf Autobahnen waren. Resch sprach von einem „Totalversagen“ der [2][Ampel im Verkehrsbereich]. Er sehe darin einen Verfassungsbruch. „Die Deutsche Umwelthilfe wird das deshalb gerichtlich ändern“, kündigte er an. „Unser wichtigster Erfolg ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 29. April, mit dem der Klimaschutz de facto Verfassungsrang erhalten hat.“ Der nun massiv aufgewertete Artikel 20a des Grundgesetzes habe der Umwelthilfe bereits 17 Verfassungs- und Verwaltungsklagen gegen zehn Bundesländer sowie gegen die Industriekonzerne BMW, Mercedes und Wintershall Dea ermöglicht.

„Mit den ersten Verhandlungen und Entscheidungen rechnen wir noch im Jahr 2022, um Bund, Länder und Unternehmen zu ausreichendem und sofortigem Klimaschutz zu verpflichten“, sagte Resch. Bund und Länder kümmerten sich nicht ausreichend um den Klimaschutz. Gegen die [3][umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2] zieht die Umwelthilfe ebenfalls vor Gericht. „Die Inbetriebnahme der klimaschädlichen Mega-Pipeline Nord Stream 2 möchten wir auf dem Rechtsweg und über das laufende Zertifizierungsverfahren verhindern“, sagte Co-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner

Die Deutsche Umwelthilfe hat wiederholt mit Klagen Länder, Kommunen und Unternehmen gerichtlich in die Pflicht nehmen lassen. Nach Angaben von Resch führte der Verband in den vergangenen zehn Jahren 40 Verfahren unter anderem wegen der Einhaltung von Stickoxid-Obergrenzen in Kommunen, von denen die DUH die Hälfte gewonnen habe. In 17 Fällen hatte es richterliche Vergleiche gegeben.

15 Dec 2021

LINKS

[1] /ARD-Deutschlandtrend/!5811737
[2] /Ministerium-fuer-Verkehr-ohne-Gruene/!5817861
[3] /Zertifizierung-von-Nord-Stream-2/!5815697

TAGS

Deutsche Umwelthilfe
Tempolimit
Klage
Ampel-Koalition
Tempolimit
Tempolimit
Autobahn
Ampel-Koalition
Ampel-Koalition
Schwerpunkt Klimawandel

ARTIKEL ZUM THEMA

Studie über Tempolimit: Argumente der Autolobby enttarnt

Ohne Tempolimit würden Reisezeitkosten gespart, behauptet die Autolobby. Ein internationales Team von Forscher:innen widerlegt diese Aussage.

Beschluss der Evangelischen Kirche: Tempolimit im Namen des Herrn

Die Evangelische Kirche macht vor, woran der Bundesverkehrsminister scheitert. Für Mitarbeitende gilt künftig ein Tempolimit bei Dienstfahrten.

Raser:innen auf Fernstraßen: Zu viele Verkehrstote

Raser:innen verursachen etliche Unfälle, die viele Menschenleben kosten. Die Linkspartei fordert ein Tempolimit von 120 auf Autobahnen.

Verkehrspolitik der neuen Regierung: Von der Ampel ausgebremst

Kein Tempolimit, kein Vorrang für Bahn-Bus-Rad-Verbünde: Der Koalitionsvertrag enttäuscht Befürworter:innen der Verkehrswende.

Einigungen der Ampel-Parteien: Das steht im Koalitionsvertrag

Was sieht der Koalitionsvertrag der Ampel fürs Klima vor? Was für Familien? Die Einschätzung unser Fachredakteurinnen im Überblick.

Klage wegen Methan-Emissionen: Nord-Stream-Pipeline vor Gericht

Kann die Deutsche Umwelthilfe Nord Stream 2 stoppen? Am Dienstag startet der Prozess wegen klimaschädlicher Methan-Emissionen.