taz.de -- „Tatort“ aus Freiburg: Süß wie Schokolade

Auch im grünsten Freiburg müssen braune Flecken stoisch durchermittelt werden. Diesmal geht es um mögliche Verstrickungen in NS-Zwangsarbeit.
Bild: Elisabeth Klingler (Anne-Marie Fliegel, l.) und Elena Zelenko (Wieslawa Wesolowska) trauen sich

Wie schön wäre die Welt, wenn nicht Rang und Namen darüber entscheiden würden, wie ernst ein Mensch genommen wird? Wie schön wäre es, wenn seine Geschichte zählt und nicht das Geld? Und wie verhält es sich mit dem Erben in reichen Familien?

Dies sind nur einige der Fragen, die Kommissarin Franziska Tobler (herrlich stoisch-trocken gespielt von Eva Löbau) und ihr Kollege Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) in ihrem siebten Fall in einem wohlsituierten Wohnviertel von Freiburg klären müssen.

Elisabeth Klingler-Rathmann (Marie Anne Fliegel), eine betagte Schokoladenfabrikantenwitwe, geht zu Beginn des „Tatorts“ die Ehe mit ihrer Gesellschafterin Elena Zelenko (Wieslawa Wesolowska) ein, um ihr, im Falle ihres Todes, die Familienvilla vermachen zu können. Selbstredend stößt dieser Plan bei den beiden leiblichen Kindern von Frau Klingler auf wenig Gegenliebe. Geschäftsfrau Gesine Rathmann (Jenny Schily) und Lebemann Richard Rathmann (Jan Messutat) wittern Erbschleicherei und äußern ihren Unmut.

Wenig später findet Richard seine halbtote Mutter am Absatz der Treppe. Für die Familie ist klar: Dies muss ein Verbrechen gewesen sein, und die Schuldige ist ohne Zweifel Elena Zelenko. Während Elisabeth Klingler im Krankenhaus ist und ihre Ärztin laut Patientinnenverfügung die lebenserhaltenden Maßnahmen einstellt, hegen auch die Ermittler Verdacht gegen Zelenko.

Streit ums Erbe

Die Frau verweigert die Zusammenarbeit mit der Polizei, es wird deutlich, dass sie im Umgang mit offiziellen Stellen schlechte Erfahrungen gemacht hat. Ein Anwalt der Familie Klingler drängt sie zum Verzicht auf das Erbe, doch sie lässt sich nicht auf einen Deal ein.

Nicht nur der Streit ums Erbe entzweit sich die Fabrikantenfamilie. Im Zuge der Ermittlungen taucht [1][das Thema Zwangsarbeit] in der NS-Zeit auf. Schon Jahre zuvor hatten die Anwälte der Fabrik alle Entschädigungsansprüche von ehemaligen Opfern abgebügelt. Ein Vorgehen, das die Frage nach der Verantwortung der folgenden Generationen stellt.

Sohn Richards einzige Beschäftigung ist das Geldausgeben. Tochter Gesine ist durchaus gewillt, sich mit dem braunen Fleck der Familienhistorie auseinanderzusetzen und stellt die wichtige Frage: Hätte man Mutter einfach mal zuhören müssen? Wäre dies nicht wichtiger gewesen, als sich nur auf das Geld zu konzentrieren? Eine Erkenntnis, die man sich durchaus zu Herzen nehmen kann.

25 Apr 2021

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AUTOREN

Almuth Müller

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