taz.de -- Malerarbeiten in Belarus: Protest mit dem Pinsel

Bänke werden weiß-rot gestrichen – in den Farben der Opposition. Janka Belarus erzählt von stürmischen Zeiten in Minsk. Folge 9.
Bild: Protest mit den Farben von Belarus

Die Einwohner von Minsk haben beschlossen, ihre Hinterhöfe mit den historischen [1][weiß-rot-weißen Flaggen] zu verschönern, die zu einem der Symbole der belarussischen Protestbewegung geworden sind.

Das gefällt den Sicherheitsbehörden allerdings gar nicht und mit Hilfe der kommunalen Dienstleister und dem Ministerium für Notsituationen entfernen sie diese Flaggen wieder von Hausfassaden, Balkonen und Zäunen.

Aber die gewitzten Belarussen haben sich einen Lifehack ausgedacht. Aus roten und weißen Bändern oder Stoffresten knüpfen sie Installationen, die bei Wind hübsch flattern. In ohnmächtiger Wut reißen die „gnädigen Herrschaften“ diese improvisierten Flaggen wieder herunter. Die Bewohner der umliegenden Häuser schauen sich solche Aktionen an, filmen sie und lachen: „Reißt sie nur runter, morgen hängen wir neue auf.“ Auch in Baumkronen hängen weiß-rote Streifen, was übrigens sehr hübsch aussieht.

Weiter hat man sich überlegt, Parkbänke in den Farben der Flagge anzumalen. Buchstäblich über Nacht überstreichen die Mitarbeiter der kommunalen Dienstleiter diese Bänke wieder mit grauer Farbe. Tja, dann werden wir diese Objekte, die renoviert werden müssen, was die kommunalen Dienstleiter schon seit Jahren versäumt haben, eben wieder überstreichen, beschließen die [2][„Partisanen“].

Zufällig wurde ich Ohrenzeugin eines interessanten Gesprächs in einem Laden für Baustoffe: „Guten Tag. Wir brauchen Farbe für Außenanstriche. Rote und weiße“ „Für Innenhofarbeiten?“ „Ja, genau.“ „Von der weißen Farbe haben wir noch viel, rote … Wassja! Hier wird rote Farbe für Hofarbeiten benötigt.“

Wassja geht mit einem Seufzer in den Lagerraum. Zufrieden kommt er mit zwei Büchsen Farbe zurück. „Ich hab noch welche gefunden. Gute Farbe. Stoß- und schlagfest, lässt sich aus Kleidung aber wieder auswaschen.“ „Vielen Dank.“

„Nun, also … sie ist bei uns auch gerade im Angebot.“ „?“

„Wassja, gib ihnen eine Karte, wir geben den Leuten Rabatt. Für Innenhofarbeiten.“ „Vielen Dank!“ „Na, Ihnen auch vielen Dank!“ Und so sind alle glücklich und lächeln einander an. Sie verstehen sich ohne Worte …

Aus dem Russischen [3][Gaby Coldewey]

19 Sep 2020

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Janka Belarus

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