taz.de -- Vollstreckung von Todesurteil in Iran: Ringer Navid Afkari hingerichtet
Weltweite Solidaritätskampagnen konnten es nicht verhindern: Am Samstag wurde der 27-Jährige exekutiert. Er soll bei Protesten 2018 einen Beamten getötet haben.
Teheran afp | Die Justizbehörden in Iran haben trotz internationaler Solidaritätskampagnen das umstrittene Todesurteil gegen den Ringer Navid Afkari vollstreckt. Der 27-Jährige sei am Samstagmorgen „auf Drängen der Angehörigen seines Opfers“ im Gefängnis von Schiras hingerichtet worden, zitierte das Staatsfernsehen am Samstag den Generalstaatsanwalt der Provinz Fars, Kasem Musavi.
Afkari soll bei einer Demonstration im August 2018 in Schiras einen Beamten getötet haben. Der Ringer hatte die Tat nach Angaben der Justiz gestanden, nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen wurde das Geständnis aber unter Folter erzwungen. [1][Amnesty International hatte bereits am Freitag gewarnt], dass Afkaris „heimliche Hinrichtung“ unmittelbar bevorstehe.
Afkari hatte im August 2018 an den landesweiten Protesten gegen die wirtschaftliche und politische Lage im Land teilgenommen. Die Justiz wirft ihm vor, dabei einen Mitarbeiter der staatlichen Wasserversorgung erstochen zu haben; seine beiden Brüder wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Das Urteil hatte eine weltweite Solidaritätskampagne ausgelöst, der sich unter anderem US-Präsident Donald Trump, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und [2][zahlreiche deutsche Profisportler*innen anschlossen].
Laut Afkaris Anwalt Hassan Junessi war für Sonntag ein Treffen mit der Familie des Toten vorgesehen, um sie um Vergebung zu bitten. Nach iranischem Recht wäre bei einem Einlenken der Angehörigen die Vollstreckung des Todesurteils hinfällig geworden.
Junessi wies zudem darauf hin, dass die Strafgesetze einem Todeskandidaten ein letztes Treffen mit seiner Familie zubilligen. Der Anwalt prangerte die Eile der Behörden an, mit der sie seinen Mandanten unter Missachtung seiner Rechte hingerichtet hätten.
12 Sep 2020
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