taz.de -- Mutmaßliche Brandstiftung in Magdeburg: Feuer in Shisha-Bar

Aus einem Magdeburger Wohnhaus werden neun Menschen evakuiert. Die Polizei rätselt über das Motiv. „Ausländer raus“ steht auf einer Tür.
Bild: Symbolfoto Rauch: Brandstiftung in einer Shishabar in Magdeburg könnte rechten Hintergrund haben

Berlin taz | Dem Brand in einer Shisha-Bar in Magdeburg könnte [1][ein fremdenfeindliches Motiv] zugrunde liegen. Eine Tür im Bereich des Brandes war mit dem Schriftzug „Ausländer raus“ besprüht worden. [2][Ein Foto der ausgebrannten Tür] hatte am Donnerstagnachmittag das Bündnis „Solidarisches Magdeburg“ verbreitet. Ein Sprecher der Polizei bestätigte der taz, dass die Tür mit der Aufschrift tatsächlich am Tatort gefunden wurde. Zuvor hatte die Polizei bekanntgegeben, dass es sich bei dem Brand auf der Halberstädter Straße in Magdeburg wahrscheinlich um Brandstiftung handele.

Die Spurensicherung hatte ergeben, dass ein technischer Defekt als Ursache höchst unwahrscheinlich sei. Derzeit ermittelt die Polizei in alle Richtungen. Ein fremdenfeindliches Motiv sei naheliegend. Trotzdem dürfe die Möglichkeit, dass es sich bei dem Schriftzug auf der Tür um eine falsche Fährte handele, nicht ausgeschlossen werden, sagte ein Polizeisprecher der taz. Auch Beziehungsstreitigkeiten oder wirtschaftliche Interessen kämen als Tatmotiv in Frage.

Der Grünen-Politiker Sebastian Striegel forderte die Polizei dazu auf, in Richtung Rechtsextremismus zu ermitteln. „[3][Wir müssen über rechten Terror in Deutschland reden]. Die Polizei muss jetzt offensiv in diese Richtung ermitteln“, sagte Striegel der taz.

Der Brand in der Shisha-Bar war in der Nacht von Sonntag auf Montag gegen Mitternacht ausgebrochen. Ein Rauchmelder in einer Wohnung über der Shisha-Bar löste Alarm aus. Zwei Bewohner*innen konnten das Haus noch selber verlassen, neun weitere wurden von der Feuerwehr mit Leitern in Sicherheit gebracht. Der entstandene Sachschaden wird auf 40.000 Euro geschätzt.

15 Jul 2020

LINKS

[1] /Noel-Martin-ist-tot/!5700904
[2] https://twitter.com/md_solidarisch/status/1283374662685163521
[3] /Drohmails-gegen-Politikerinnen/!5700923

AUTOREN

Mitsuo Iwamoto

TAGS

Polizei
Schwerpunkt Rechter Terror
Brandanschlag
Magdeburg
Magdeburg
Rechte Gewalt
Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau

ARTIKEL ZUM THEMA

Bewerbung als Kulturhauptstadt: Traumatisiert, aber cool

Einst prägte Magdeburg europäische Geschichte, später war es ein Industriestandort. Ihr historischer Teil ging im sozialistischen Wohnungsbau unter.

Brandanschlag auf Roma: Rechts angehauchter Hitlergruß

Fünf Männer verübten einen Brandanschlag auf Wohnwagen von Roma. Die Anklage sieht versuchten Mord, die Männer nur eine „Dummheit“.

Anschlagsserie in Bayern: Motiv „Hass auf Türken“

Nach der Anschlagsserie auf mehrere türkische Geschäfte in Waldkraiburg fasst die Polizei einen 25-jährigen angeblichen IS-Anhänger.

Nach rassistischem Anschlag in Hanau: „Alles Kinder aus Deutschland“

Tausende nahmen am Samstag an einer Kundgebung in Hanau teil. Zu Wort kamen auch Angehörige von Opfern des NSU.