taz.de -- Kritik an der Rüstungsindustrie: Offline-Proteste gegen Rheinmetall

Anlässlich der Hauptversammlung von Rheinmetall gibt es Proteste. Aktivist*innen fordern, Dividenden des Konzerns ins Gesundheitssystem umzuleiten.
Bild: Vor der Konzernzentrale von Rheinmetall – Pappkamerad Armin Papperger

Düsseldorf dpa/taz | Während die Rheinmetall-Manager digital mit ihren Aktionär*innen tagten, haben in Düsseldorf Rüstungsgegner*innen offline gegen die Aktivitäten des Konzerns protestiert. Am Dienstagmorgen versammelten sich Demonstrierende parallel zum Start der ersten Online-Hauptversammlung des Unternehmens mit Plakaten vor der Düsseldorfer Zentrale des [1][Rüstungskonzerns].

In Berlin soll es am Nachmittag zudem eine Fahrraddemo geben. Die Hauptversammlung selbst wurde lediglich für die Aktionär*innen online übertragen, nicht für die Öffentlichkeit. In den sozialen Netzwerken nutzten die Demonstrierenden angesichts der Corona-Pandemie den Hashtag #HealthcareNotWarfare – also sinngemäß „Gesundheitswesen statt Kriegsführung“.

Anstelle von Rüstungsproduktion müssten medizinische Güter produziert werden, [2][erklärte der Aktivist Daniel Seiffert vom Bündnis Rheinmetall] Entwaffnen gegenüber der taz. „Rheinmetall schüttet 103 Millionen Euro an Dividende aus, wir fordern: Die Dividende muss abgeschöpft und ins Gesundheitssystem umgeleitet werden“, so Seiffert.

Rheinmetall griff den Hashtag auf und konterte auf Twitter: Man habe aus China bereits eine Million Atemschutzmasken beschafft und eingeflogen. Außerdem habe das Unternehmen mit dem Bund einen Rahmenvertrag geschlossen, der die Lieferung großer Mengen an Schutzausrüstung für den medizinischen Sektor umfasse.

Obwohl die Corona-Krise auch im Geschäft von Rheinmetall – insbesondere durch die Automobil-Sparte – ihre Spuren hinterließ, steigerte der Konzern seine Umsätze im Rüstungsbereich im ersten Quartal um 18 Prozent auf 740 Millionen Euro. Für diese Sparte bestätigte man daher auch die Jahresprognose: Diese geht für das Gesamtjahr 2020 von einem Umsatzwachstum zwischen fünf und sieben Prozent aus.

19 May 2020

LINKS

[1] /Studie-zu-Waffenverkaeufen/!5648264
[2] /Aktivist-ueber-Rheinmetall-Proteste/!5687000

TAGS

Rheinmetall
Rüstungsindustrie
Rüstungsexporte
Fremd und befremdlich
Demonstration
Rüstungskonzern
Rüstungsexporte
Rüstungsindustrie

ARTIKEL ZUM THEMA

Friedensbewegung damals und heute: Das Standpunkt-Problem

Der Protest vor der Waffenfirma Rheinmetall mit Musik, Tanz und Parolen wirkte rührend unzeitgemäß. Aber die Aktivist*innen haben recht.

AktivistInnen blockieren Rheinmetall: Mit Bob Dylan gegen Panzerbauer

ProtestlerInnen von „Lebenslaute“ haben am Montag das Rheinmetall-Werk in Unterlüß blockiert. Der Konzern produziert dort schwere Waffen.

Aktivist über Rheinmetall-Proteste: „Wir haben uns Aktien besorgt“

Das Bündnis Rheinmetall Entwaffnen plant zur digitalen Hauptversammlung des Rüstungskonzerns Protestaktionen. Aktivist Daniel Seiffert erklärt, wie.

Rüstungsgüter in Konfliktregion: Mit Zwischenstopp nach Baku

Gegen Aserbaidschan gilt seit 30 Jahren ein Waffenembargo der OSZE. Trotzdem besitzt die Armee Militär-Lkws von Mercedes.

Waffenhandelsbericht von Sipri: Geschäfte mit Waffen boomen

Der Handel von Kriegsmaterial nimmt global rasant zu. Die deutsche Rüstungsindustrie verdrängt China vom vierten Platz.