taz.de -- Renten-Vorschlag von JU-Chef Kuban: Sie streiten mal wieder
Der Chef der Jungen Union will das Renteneintrittsalter anheben. Sein Pendant bei den Jusos widerspricht auf Twitter vehement.
Berlin dpa/taz | Der Vorsitzende der Jungen Union, [1][Tilman Kuban], hat sich für eine Anhebung des Renteneintrittsalters ausgesprochen. „Zwar kann ein Dachdecker mit 70 wahrscheinlich nicht mehr auf dem Dach stehen, aber ein Professor kann vielleicht noch lehren“, sagte Kuban der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten (Donnerstag). „Wir wollen das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung koppeln, gleichzeitig aber individuelle Lösungen ermöglichen.“
Auf Twitter erntete Kuban für seine Äußerungen deutlichen Widerspruch von [2][Juso-Chef Kevin Kühnert]. Der wies in mehreren Tweets unter anderem darauf hin, dass bereits heute die Hälfte der Beschäftigten über 60 Jahren nicht mehr in dem Beruf arbeite, den sie einst erlernten. Und das „nicht selten aufgrund physischer und psychischer Gründe“, so Kühnert. „Was sollen die millionenfachen ‚individuellen Lösungen‘ für sie alle sein?“
Eine Rentenkommission aus Arbeitgebern, Arbeitnehmern, Experten und Politikern berät derzeit über die künftige Absicherung der Altersvorsorge. Im März will sie Vorschläge vorlegen. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) strebt „einen verlässlichen Generationenvertrag für die kommenden Jahre“ an. Hintergrund ist, dass mit dem Eintritt geburtenstarker Jahrgänge in die Rente weniger Einzahler auf mehr Rentner kommen. Das bringt das System [3][erheblich unter Druck.]
An der Zusammensetzung des Gremiums übte Kuban deutliche Kritik. „Ich sehe es grundsätzlich sehr kritisch, dass die Mitglieder im Durchschnitt 58 Jahre alt sind“, sagte der Vorsitzende der Nachwuchsorganisation von CDU und CSU. „Ich habe deshalb nur ein begrenztes Vertrauen, dass sie ein gutes Rentensystem für die Zukunft entwerfen können.“ Die JU werde jedoch der jungen Generation in der Debatte Gehör verschaffen.
Eine starke Anhebung der Rentenbeiträge, um das Rentenniveau zu sichern, lehnte Kuban strikt ab. „Wir haben in Deutschland schon jetzt mit die höchsten Lohnnebenkosten der Welt. Wir können die Beiträge nicht beliebig erhöhen, ohne den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes zu gefährden“, sagte er.
2 Jan 2020
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