taz.de -- Interimscoach beim FC Bayern: Ob Flick den Hansi jetzt loswird?

Der Kovač-Nachfolger war stets der geborene Assistenztrainer. Er hat wenig Zeit, aus seinem eigenen Schatten zu treten.
Bild: Hansi heißt eigentlich Hans-Dieter Flick

Es ist unter Kollegen fast zu einem geflügelten Wort geworden: „Ja mei, der Hansi“, sagen sie, wenn dieser nette Mensch ein Podium besteigt und auf allerfreundlichste Weise die Tücken der Taktik erläutert. Er macht das so allgemein verständlich und instruktiv, dass aus dem Hans-Dieter Flick eben Hansi, der Erklärbär mit dem schüchternen Lächeln wird. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat, als Flick überraschenderweise in den Rang eines DFB-Sportdirektors erhoben wurde, versucht, den Sportschreibern und wohl auch Flick selber das „Hansi“ auszutreiben, aber es war wie in Stein gemeißelt, und bös gemeint ist es ja ohnehin nicht.

Er ist nun einmal der geborene Assistent, und manch ein Mitspieler von früher hat ihm nicht einmal diese Karriere des emsigen und zuverlässigen Zuarbeiters zugetraut. „Der Hansi ist einer der Stillen im Land, und damals hatte ich es nicht für möglich gehalten, dass er mal Co-Trainer der Nationalmannschaft werden könnte“, hat Raimond Aumann, früher Ballfänger beim [1][FC Bayern München], einmal über den Mann gesagt, der beim Serienmeister einst eine eher defensive Rolle im Mittelfeld spielte.

Damit ist es jetzt erst einmal vorbei: Hansi Flick, 54, Ausbildung: Bankkaufmann, steht nach dem [2][Aus von Niko Kovač] ganz vorn in der Auslage an der Säbener Straße. Er ist ad interim Cheftrainer der Bayern, und am Wochenende coacht der Hansi, beobachtet von aller Welt, an der Seitenlinie, wenn sich sein Klub mit der Dortmunder Borussia um drei Punkte rauft. Aber selbst wenn er einen Kantersieg gegen die Gelben landen sollte und auch sonst ganz wunderbare Trainingsarbeit leistete, als Dauerlösung kommt er wohl eher nicht infrage. Da werden ganz andere Namen gehandelt, zum Beispiel der Italiener Massimiliano Allegri oder der Holländer Erik ten Hag, aber eben nicht der Hansi, der nach dem Ende seiner aktiven Karriere ein Sportartikelgeschäft in Bammental bei Sinsheim führte.

Gut, es kann nicht nur Trainer geben, die sich „The Special One“ oder „The Normal One“ nennen, Großsprecher und Super-Charismatiker, es muss auch die „Teamplayer“ (Flick über Flick) geben, die einen Haufen Arbeit nach dem anderen wegschaffen und nicht viel Aufhebens darum machen, eben Menschen wie Hansi Flick, die ganz bescheiden beim Oberligisten FC Bammental als Spielertrainer angefangen, bei der noch jungfräulichen TSG 1899 Hoffenheim weitergemacht und schließlich beim Jogi Löw – noch so ein Diminutiv-Typ – den Abschluss in Fußballfachfragen gemacht haben.

Der Jogi und der Hansi, sie bildeten ein kongeniales Duo ohne großes Gewese. Sie erneuerten den deutschen Auswahlfußball so gründlich, wie sich das Mitte der Nullerjahre kein Experte hat vorstellen können. Im Jahr 2006 dachten nicht wenige, die Nationalmannschaft sei für die beiden Badener eine Nummer zu groß. Aber sie wussten, was sie taten, und arbeiteten akribisch am Umbau. Dieser Linie dürfte Hansi, äh, Hans-Dieter Flick, auch in seiner neuen Rolle folgen, womöglich zum Leidwesen des BVB.

4 Nov 2019

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Markus Völker

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