taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Mit Hupen und Racketen
Rebell*innen allerorten: Extinction Rebellion macht weiter, dazu kommen noch Carola Rackete und David Hasselhoff nach Berlin.
Eigentlich sind wir ja mitten in den Herbstferien, traditionell eine eher nachrichtenarme Zeit, doch davon merkt man dieses Jahr nur wenig. Die Rebell*inen gegen das Aussterben, kurz XR, haben die herbstliche Hauptstadt vergangene Woche gekonnt in Atem gehalten, vor allem die AutofahrerInnen schimpften, weil sie nicht mehr durchkamen. Und heute, Montagmorgen? Eigentlich war das Basis-Camp der KlimaaktivistInnen bis zum Wochenende vor dem Reichstagsgebäude angemeldet. Doch wie man hört, wollen XR & friends diese Woche noch weitermachen – man wird sehen.
Was schon feststeht: Am Donnerstag spricht ein prominentes Gesicht der bewegten Szene auf dem bis Freitag andauernden Humanitarian Congress in der Urania über die humanitären Folgen des Klimawandels: Carola Rackete, bekannteste Kapitänin und Flüchtlingsretterin des Landes, hat zugesagt und das ist wohl ein Glück, denn wer wenn nicht sie hat diese „humanitären Folgen“ der Klimakatastrophe am eigenen Leib erfahren – und reden kann die Frau auch noch.
Noch ein anderes Ereignis der vergangenen Woche erschüttert nachhaltig auch in Berlin: Das Terrorattentat von Halle, wo ein Neonazi bei einem versuchten Anschlag auf eine Synagoge zwei Menschen erschoss. Vielleicht Anlass, am Freitag um 12 Uhr zur Gedenkveranstaltung am Mahnmal Gleis 17 am S-Bahnhof Grunewald gehen, wo an den Beginn der nationalsozialistischen Deportationen von Juden vor 78 Jahren erinnert wird?
Oder sich neue Perspektiven erschließen lassen, das tut ja immer gut, zum Beispiel am Montagabend in der Thüringischen Botschaft in Mitte: Anette Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, diskutiert dort mit dem Filmregisseur, Publizisten und DDR-Bürgerrechtler Konrad Weiß über „Die DDR, Israel und die Juden“: „Schalom neues Deutschland“.
Hasselhoff hupt Hit
Wobei wir gleich bei einem anderen Ereignis wären, das sich zwar erst am 9. November zum 30. Mal jährt, aber bereits jetzt seinen langen Schatten vorauswirft: die friedliche Revolution, auch als Mauerfall bekannt. Am Donnerstagabend diskutieren Hans-Gert Pöttering und Martin Schulz, beide ehemalige Präsidenten des Europäischen Parlaments, über „30 Jahre nach dem Mauerfall: Wo steht Europa heute?“. 10 Uhr, im Europäischen Haus, Unter den Linden 78.
Eine etwas kryptische Nachricht erreicht uns von David Hasselhoff, der sich offenbar auch schon auf den 9. 11. einstimmt: Hasselhoff („Looking for Freedom“) kündigt an, „seinen Hit“ am Samstag in einem Trabi sitzend hupen zu wollen. Hasselhoff hat sich den Mauerfall bekanntlich für den eigenen Lebenslauf gutgeschrieben, auch wenn er diese Ansicht nur mit sich selbst teilt. Angesichts der Komplexität dieses Stücks Musik besteht jedenfalls Zuversicht, dass es auch mit einer Hupe gut dargestellt wird.
14 Oct 2019
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