taz.de -- Tanker-Streit mit dem Iran: Zeichen stehen auf Entspannung

Teheran nährt die Hoffnung auf Freigabe des Öltankers „Stena Impero“. Ein anderes, mit iranischem Öl beladenes Schiff liegt unterdessen vor Syrien.
Bild: Bilder des US-Unternehmens Maxar Technologies zeigen die „Adrian Darya 1“ offenbar vor Syrien

Berlin taz | In den seit Wochen anhaltenden Streit um die Öltanker „Stena Impero“ und „Adrian Darya 1“ kommt Bewegung. Die iranische Regierung signalisiert, dass die „Stena Impero“, die im Juli vom Iran beschlagnahmt wurde und mitsamt Crewmitgliedern festgehalten wird, bald freigegeben werden könnte. „Wir sind im Endstadium der juristischen Untersuchungen und hoffen, dass auch die bald beendet sind und der Tanker dann freikommt“, hieß es aus dem Außenministerium am Sonntag.

Der versöhnliche Ton folgt auf ein erstes Zeichen der Entspannung in der vergangenen Woche: Am Mittwoch waren die ersten sieben der 23 Crewmitglieder freigelassen worden. Die iranischen Revolutionsgarden hatten die unter britischer Flagge fahrende „Stena Impero“ am 19. Juli in der [1][Straße von Hormus] unter ihre Kontrolle gebracht. Der Tanker habe gegen Schifffahrtsvorschriften verstoßen, hieß es, was die Reederei allerdings abstritt.

Beobachter werten die Festsetzung der „Stena Impero“ als Reaktion auf den Streit um den Öltanker „Grace 1“, der mittlerweile umbenannt wurde in „Adrian Darya 1“. Dieser mit iranischem Rohöl im Wert von 140 Millionen Dollar beladene Tanker befindet sich mittlerweile vor der Küste Syriens. Zuvor war er vor Gibraltar mit Unterstützung britischer Spezialeinheiten gestoppt worden. Er stand im Verdacht, EU-Sanktionen zum Trotz iranisches Öl nach Syrien zu liefern. Die USA forderten, die „Adrian Darya 1“ dauerhaft zu beschlagnahmen, doch ein Gericht in dem britischen Überseegebiet verfügte die Freigabe.

Anschließend steuerte die „Adrian Darya 1“ durchs Mittelmeer. Am vergangenen Montag dann verschwand der Tanker vom Radar. Offenbar hatte die Besatzung den Ortungssender ausgeschaltet. Satellitenbilder zeigen jedoch, dass er nun vor der syrischen Hafenstadt Tartus liegt, in der auch Russland eine wichtige Marinebasis unterhält. Aus Teheran hieß es, die Ladung sei verkauft worden. Wer das Öl gekauft hat, blieb aber offen. Auch unklar ist, ob ein Zusammenhang besteht zwischen der Aussicht auf Freigabe der „Stena Impero“ und der möglichen Entladung der „Adrian Darya 1“.

Syrien ist auf Ölimporte angewiesen, doch haben die USA, die EU und einige arabische Länder Sanktionen gegen Damaskus verhängt, nachdem das Regime 2011 Massenproteste gewaltsam niederschlagen ließ. Seither braucht das Land Importe aus Iran und Russland. Die harte US-Sanktionspolitik gegen den iranischen Ölsektor erschwert es Teheran aber, Öl nach Syrien zu exportieren. Syrien selbst hat zwar auch eigene Ölquellen, die meisten befinden sich aber in den von Kurden und den USA kontrollierten Gebieten in Nordostsyrien.

9 Sep 2019

LINKS

[1] /Die-Strasse-von-Hormus/!5615409

AUTOREN

Jannis Hagmann

TAGS

Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Schwerpunkt Iran
Erdöl
Saudi-Arabien
Schwerpunkt Iran
Straße von Hormus
Schwerpunkt Iran
Straße von Hormus
Kolumne Macht
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Persischer Golf

ARTIKEL ZUM THEMA

Angriff in Saudi-Arabien: Schlag ins Herz der Ölindustrie

Wer genau steht hinter dem Anschlag auf Ölanlagen in Saudi-Arabien? Der Albtraum des saudischen Sicherheitsapparates könnte wahr geworden sein.

Erdöl-Tanker vor Gibraltar: „Grace 1“ darf wieder auslaufen

Ein Gericht in Gibraltar hat einen US-Antrag, den mit iranischem Erdöl beladenen Tanker dauerhaft zu beschlagnahmen, abgewiesen.

Die Straße von Hormus: „Nadelöhr des Welthandels“

Die wichtige Meerenge bildet heute das Herzstück der iranischen Strategie, Trumps Politik des „maximalen Drucks“ etwas entgegenzusetzen.

Straße von Hormus: Eine EU-Mission ist illusorisch

Deutschland kritisiert gern vom Spielfeldrand, statt eigene Vorschläge zu machen. Ein Gastkommentar von Sophia Besch vom Center for European Reform.

Straße von Hormus: Iran setzt erneut Tanker fest

Das Schiff habe 700.000 Liter Kraftstoff geschmuggelt, heißt es. Die Beschlagnahmung befeuert die Debatte um einen Militäreinsatz im Persischen Golf.

Straße von Hormus: Was, wenn es tatsächlich knallt?

Wer den Handelsweg sichern will, muss sich um ein UN-Mandat bemühen. Denn ohne russische Zustimmung ist der Weltfrieden noch gefährdeter.

USA fordern deutsche Militärbeteiligung: Regierung ist gegen Hormus-Einsatz

Die Bundeswehr soll nach dem Willen der USA in der Straße von Hormus Handelsschiffe vor dem Iran schützen. Laut Vizekanzler Scholz wird das wohl nichts.

Krise im persischen Golf: Feindliche Botschaft

Sollte Deutschland sich an einer europäischen Mission zum Schutz des Handels in der Hornuz-Straße beteiligen? In Berlin hält man sich dazu bedeckt.

Krise am Persischen Golf: Unterstützung für britischen Plan

Großbritannien will Schiffe im Persischen Golf schützen und dabei möglichst viele Staaten einbinden. Offenbar haben sich schon Unterstützer gefunden.