taz.de -- Jüngste Abgeordnete im EU-Parlament: Die Krise endlich ernst nehmen

Die Dänin Kira Marie Peter-Hansen ist mit 21 jüngste Abgeordnete in Brüssel. Sie setzt sich für LGBT-Rechte ein und will Klimapolitik mitgestalten.
Bild: Angetreten, weil sich die Welt nicht von alleine retten lässt: Kira Marie Peter-Hansen

Stockholm taz | Es liegt am Klima, dass Kira Marie Peter-Hansen sich als Kandidatin für die Europawahl aufstellen ließ: „Wenn wir das nicht lösen, sind wir voll abgefuckt. Dann sind die meisten anderen Probleme völlig egal.“ Die 21-Jährige studiert Wirtschaftswissenschaften an der Universität Kopenhagen und wurde bei der Europawahl nicht nur als jüngste dänische Abgeordnete ins EU-Parlament gewählt – sondern als jüngste Abgeordnete überhaupt in dessen ganzer bisheriger Geschichte. Peter-Hansen ist rund einen Monat jünger als die Berlinerin Ilka Schröder, die 1999 für die Grünen ins EU-Parlament gekommen war und in Brüssel bislang diesen „Rekord“ hielt.

Über ihr Alter habe sie gar nicht nachgedacht, bevor Zeitungen darüber geschrieben hätten, sagt Peter-Hansen. „Aber vielleicht kann ich mit meinem Beispiel ja andere [1][junge Leute für die Politik begeistern], sodass sie verstehen, dass ihre Stimmen genauso viel wert sind wie die der Älteren. Und wir brauchen auch mehr Frauen in der Politik!“ Klar mache es mehr Spaß, auf Partys zu gehen. „Aber der Globus kann sich nicht von alleine retten.“ Sie habe in den Tagen seit der Wahl jedenfalls schon sehr viele Rückmeldungen bekommen: „Ich glaube, ich bin so ein Typ, dem die Leute etwas zutrauen.“

Seit vier Jahren ist Peter-Hansen in der rot-grünen Sozialistischen Volkspartei aktiv. Als diese angefragt habe, ob sie nicht auf der Wahlliste der Partei für die Europa- oder die Folketingwahl kandidieren wolle, habe sie sich gegen das Parlament in Kopenhagen, das Folketing, und für die Brüsseler Chance entschieden.

„Im Folketing streiten sie sich um Burkaverbote oder ob es bei den Schulmahlzeiten Schweinefleischfrikadellen geben muss. Aber die großen Fragen werden auf EU-Ebene entschieden. Will man wirklich grüne Politik betreiben, muss man dort hin.“ Vielleicht sei es auch der Besuch einer internationalen Schule gewesen, der in ihr das Interesse für internationale Politik geweckt habe.

„Ich träume von einer Welt ohne Krieg und Armut“: So präsentierte die junge Frau sich in der Wahlbroschüre ihrer Partei. „Und dass wir die Klimakrise endlich ernst nehmen“, hieß es dort weiter. Europa solle endlich Verantwortung für alle Menschen auf der Flucht übernehmen. Als drittstärkste Partei bei den Europawahlen in Dänemark schickt die Sozialistische Volkspartei nun zwei Abgeordnete nach Brüssel: Neben Peter-Hansen als der jüngsten mit der 74-jährigen Margrete Auken auch eine der ältesten. Im Brüsseler Parlament werden sie zur gleichen Fraktion wie die deutschen Grünen gehören.

Ob Peter-Hansen schon konkrete Pläne hat? „Erst mal muss ich mich orientieren. Was aber schon klar ist: Mein Studium werde ich wohl unterbrechen müssen.“ Sie strebe einen Sitz in einem Ausschuss für Klima oder LGBT-Rechte an. Über Instagram wolle sie berichten, was im Parlament passiert. Viel Gutes, wie sie hofft: „Ich freue mich, zusammen mit anderen Europa in eine grüne und progressive Richtung lenken zu können.“

3 Jun 2019

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AUTOREN

Reinhard Wolff

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