taz.de -- Omar al-Bashir von Armee abgesetzt: Machtwechsel im Sudan

Seit dem Wochenende hatten Tausende protestiert. Es werde eine von den Streitkräften geführte zweijährige Übergangsphase geben, sagte der Verteidigungsminister.
Bild: Freude in Khartum: Diese Sudanesinnen feiern die Absetzung al-Bashirs

Khartum dpa/afp | Das Militär im Sudan hat nach Angaben des Verteidigungsministers Awad Ibn Auf die Macht in dem Land übernommen. Es werde eine von den Streitkräften geführte zweijährige Übergangsphase geben, nach der eine Wahl stattfinden soll, teilte Ibn Auf, der auch Vizepräsident ist, am Donnerstag in einer TV-Ansprache mit. Er verkündete zudem einen Ausnahmezustand für drei Monate. Die Grenzen und der Luftraum des ostafrikanischen Landes wurden geschlossen. Für das ganze Land, einschließlich der Krisenregion Darfur, gilt demnach ab sofort eine Waffenruhe.

Langzeitmachthaber Omar al-Bashir sei festgenommen worden und an einem sicheren Ort. „Die Menschen im Sudan haben so viel unter dem Regime gelitten“, sagte Ibn Auf. Das Regime habe stets gelogen und falsche Versprechungen gemacht.

Schon vor der Erklärung des Verteidigungsministers hatten sich in der Hauptstadt Khartum große Menschenmengen in Erwartung eines Machtwechsels versammelt. Die Menschen schwenkten sudanesische Flaggen, umarmten einander und verschenkten Süßigkeiten, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. „Das Regime ist gefallen“, skandierten Demonstranten vor den Toren des Armee-Hauptquartiers, in dem sich auch die Residenz des Präsidenten und das Verteidigungsministerium befinden.

Seit Monaten demonstrieren Zehntausende gegen den autoritären Staatschef Al-Bashir, der das Land im Nordosten Afrikas seit drei Jahrzehnten mit harter Hand regiert. Ausgelöst wurden die Demonstrationen durch die schwere Wirtschaftskrise. Doch die Proteste richteten sich zunehmend gegen den 75 Jahre alten Präsidenten selbst.

Die Proteste spitzten sich seit dem Wochenende zu, Tausende Menschen versammelten sich täglich zu einer Sitzblockade vor der Zentrale der Streitkräfte, die auch gleichzeitig die Residenz von Al-Bashir ist. Sicherheitskräfte gingen teilweise mit scharfer Munition vor und töteten einem Ärzteverband zufolge mindestens 21 Menschen. Dabei stellten sich Angaben aus Khartum zufolge auch Teile der Streitkräfte auf die Seite der Demonstranten und lieferten sich Schusswechsel mit Sicherheitskräften.

Al-Bashir hatte sich 1989 mithilfe von Islamisten an die Macht geputscht. Seitdem regierte er den Sudan mit harter Hand. Gegen ihn besteht seit Jahren ein internationaler Haftbefehl wegen Völkermordes. In der Provinz Darfur wurden nach UN-Angaben in den Jahren seit 2003 im Konflikt zwischen Regierung und Rebellen 300.000 Menschen getötet.

11 Apr 2019

TAGS

Sudan
Omar Hassan al-Bashir
Putsch
Sudan
Sudan
Sudan
Sudan
Sudan
Sudan
Omar Hassan al-Bashir

ARTIKEL ZUM THEMA

Umbruch im Sudan: Revolutionäre gehen nicht nach Hause

Die Verhandlungen zwischen dem Militärrat und der Opposition über eine zivile Regierung sind geplatzt. Die Demonstrationen gehen weiter.

Machtkampf im Sudan: 30 Jahre Macht und Leid

Seit 1989 herrschte Diktator Omar Hassan al-Bashir über den Sudan. Der Region brachte er eine Hungersnot und Millionen Tote.

Umsturz in Sudan: Awad Ibn Ouf vereidigt

Der Präsident im Sudan wurde von der Armee gestürzt – und nun? Die internationale Gemeinschaft fordert die Machtübergabe an Zivilisten.

Umsturz im Sudan: Der Protest geht weiter

Sudans Protestbewegung hat gesiegt. Das Militär setzt Diktator Bashir ab. Sein Vize gilt allerdings als „Völkermordverantwortlicher“.

Aufstand gegen Sudans Machthaber: Die Unbeugsamen

21 Menschen sind bei Protesten in Khartum bisher getötet worden, doch die Tausenden Dauerdemonstranten lassen nicht locker. Sie setzen auf die Armee.

Aufstand gegen Sudans Diktator: Größte Proteste seit 50er Jahren

Erst Massenproteste im Sudan, jetzt eine Massenbelagerung des Militärhauptquartiers. Ziel: Die Armee soll Diktator Bashir stürzen.

Proteste im Sudan: Diktator verhängt Ausnahmezustand

Präsident Bashir räumt angesichts nicht endender Proteste und Demonstrationen gegen seine Herrschaft in den eigenen Reihen auf.