taz.de -- Skisportlerin Lindsey Vonn gedisst: Sag zum Abschied nochmal „Zicke“
Lindsey Vonn beendet ihre äußerst erfolgreiche Skilauf-Karriere. Sogar jetzt wird sie als eitle Showkönigin portraitiert.
Lindsey Vonn hat ihre Karriere beendet. Eine der besten Skifahrerinnen der Welt hat sich mit WM-Bronze in der Abfahrt vom alpinen Rennzirkus verabschiedet. Doch wer nun glaubt, die US-Amerikanerin würde hymnisch gefeiert, der wird sich vor Verwunderung die Augen reiben. Ja, sie wird gelobt für ihre sportlichen Leistungen, ihre sagenhaften 82 Weltcup-Siege werden brav protokolliert, aber irgendetwas scheint sie falsch gemacht zu haben in ihrer Karriere. Sie wird als rampenlichtsüchtige Selbstdarstellerin kritisiert, als eine eitle Showkönigin, als – wie kann es anders sein, wenn von einer selbstbewussten Frau im Sport die Rede ist – Zicke.
Den Vogel in dieser Hinsicht hat die FAZ abgeschossen. Da wird sie [1][als „krampfhaft überdrehter Pausenclown“] bezeichnet und ihr sogar vorgeworfen, dass sie weinen musste, als sie während einer Pressekonferenz bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang 2018 über ihren kurz zuvor gestorbenen Großvater gesprochen hat. Jede Auseinandersetzung mit einer Konkurrentin, so banal diese auch gewesen sein mag, wurde bei Vonn seit je zum Zickenkrieg hochgejazzt. Was läuft da falsch? Was wird da von einer Spitzensportlerin erwartet? Dass sie in jeder freien Minute Rezepte lernt, um optimal darauf vorbereitet zu sein, wenn sie nach der Karriere ihrem Liebsten ein Kindlein schenkt? Soll sie schon einmal anfangen, Topflappen zu stricken und Schnittmuster auf Instagram posten? Stattdessen wagt sie es doch tatsächlich über den Sex mit ihrem derzeitigen Freund, dem Eishockeyprofi P. K. Subban, zu sprechen.
Vonn ist Profisportlerin, und natürlich versteht sie etwas von Selbstvermarktung. Keine Wintersportlerin verdient mehr als sie. Im Olympiajahr 2018 sollen es um die 4 Millionen Dollar gewesen sein. Dafür musste sie etwas bieten, ihren Körper zur Schau stellen, schrill sein, alles geben, um aufzufallen. Nur so kann sie als Athletin, die ihren Sport mit einem Helm betreibt, überhaupt zu nennenswerten Einkünften kommen. Im Wintersportzirkus der Frauen ist sie so zu einer Spitzenverdienerin geworden.
Auf die Liste der 100 bestverdienenden Sportler, die das Businessmagazin Forbes jedes Jahr errechnet, hat sie es damit allerdings nicht geschafft. Dort steht für 2018 auf Platz 100 ein französischer Basketballer namens Nicolas Batum. Wer bitte? Eben.
11 Feb 2019
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