taz.de -- Glyphosat-Verfahren in den USA: Bayer erringt Zwischenerfolg
Ein US-Bezirksrichter gab dem Antrag von Bayer statt, das Verfahren in zwei Phasen aufzuteilen. So kann der Kläger seine Vorwürfe nicht zu Beginn des Prozesses vorbringen.
New York rtr | Im anstehenden Schadenersatz-Verfahren um den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat in den USA hat sich der Pharmakonzern Bayer einen Vorteil verschafft: Ein US-Bezirksrichter gab am Donnerstag dem Antrag des Konzerns nach einer Aufteilung des Verfahrens in zwei Phasen statt.
Dadurch kann der Kläger seine Vorwürfe, die Bayer-Tochter Monsanto habe versucht, Behörden und die öffentliche Meinung zu manipulieren, nicht schon am Anfang des Prozesses vorbringen. Sie kommen erst zum Tragen, wenn in einer ersten Phase des Prozesses geklärt wurde, dass Glyphosat die Krebserkrankungen des Klägers ausgelöst hat, und das Verfahren in eine zweite Phase eintritt. Bayer begrüßte die Entscheidung.
Die Entscheidung des Richters betrifft den Prozess um die Klage von Edwin Hardeman, der am 25. Februar startet, sowie zwei weitere als sogenannte „bellwether trials“ klassifizierte Klagen. Sie geben die Richtung für rund 620 beim Bezirksgericht in San Francisco anhängige Verfahren vor.
Das Argument, Monsanto habe bewusst versucht, [1][die Gefährlichkeit von Glyphosat] zu verschleiern, hatte im ersten Urteil mit dazu geführt, dass das Geschworenengericht den Konzern zur Zahlung von 289 Millionen Dollar Schadenersatz an einen an Krebs erkrankten Mann verurteilte. Später wurde die Summe zwar auf 78 Millionen Dollar reduziert, doch Glyphosat wurde immer noch für die Krebserkrankung des Mannes verantwortlich gemacht.
Bayer bestreitet das und hat immer wieder erklärt, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung sicher sei. Der Leverkusener Konzern sieht sich in den USA inzwischen [2][mit rund 9.300 Klägern wegen Glyphosat konfrontiert]. Glyphosat zählt zu den weltweit am meisten eingesetzten Unkrautvernichtern und wurde vom Monsanto-Konzern entwickelt, den Bayer im Sommer für rund 63 Milliarden Dollar übernommen hat.
4 Jan 2019
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Ein neues Programm des weltgrößten Saatgutkonzerns soll für jedes Feld die besten Sorten auswählen. Aber es empfiehlt nur Bayer-Ware.
Die französische Gesundheitsagentur findet das Pestizid in Babywindeln. Hersteller sollen nun Vorschläge vorlegen, um Risiken zu senken.
Hobbygärtner, Hausmeister, Hausbesitzer, aber auch Landwirte und andere Profis setzen Pflanzenschutzmittel oft falsch ein. Das kann teuer werden.
Matthias Berninger kommt gut herum: Erst Staatssekretär bei Renate Künast, dann Lobbyist für Schokoriegel. Künftig ist er für Bayer in Washington.
Bayer gehen die Argumente für eine bedenkenlose Nutzung des Pestizids Glyphosat aus. Bei einer wichtigen Studie zeigen sich Unstimmigkeiten.
Dass 800 Studien ein Krebsrisiko bestreiten, behauptet der Chemiekonzern jetzt nicht mehr. Die Zahl der Klagen von Glyphosat-Geschädigten steigt weiter.