taz.de -- Logocos-Produkte nicht mehr erwünscht: Bioläden listen L’Oréal-Tochter aus

Aufruhr im Biohandel: Kunden wollen keine Waren der Naturkosmetikfirma Logocos mehr. Die wurde vom Weltmarktführer L'Oréal gekauft.
Bild: Dieser Konzern passt nicht allen: L'Oréal-Produkte in einem Supermarkt in Paris

Berlin taz | Der Verkauf der Biokosmetikfirma Logocos an den französischen Kosmetikkonzern L’Oréal führt zu einer weiteren Auslistung aus dem Bio-Einzelhandel. Nach einer Befragung der Kunden in drei Leipziger Filialen nimmt auch der Biofilialist Biomare Logocos-Marken wie Logona, Sante, Heliotrop und Fitne aus dem Sortiment. Vor drei Wochen hatte bereits der Biofilialist VollCorner mit 17 Läden in München Produkte von Logocos aus dem Sortiment entfernt. Dies berichtet das Fachportal [1][bio-markt.info].

L’Oréal ist mit einem Jahresumsatz von gut 26 Milliarden Euro der größte Kosmetikhersteller der Welt. Der umstrittene Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist mit 23,9 Prozent an L’Oréal beteiligt.

Die Naturkosmetikbranche in Deutschland besteht vor allem aus kleinen und mittelständischen Firmen. Deshalb hatte die Übernahme von Logocos durch L’Oréal Anfang August für Unruhe gesorgt. Die Firma aus Salzhemmendorf bei Hannover beschäftigt rund 340 Mitarbeiter und war bei ihrer Gründung 1978 einer der Pioniere der Branche. Im Jahr 2017 lag der Umsatz in Deutschland und anderen EU-Ländern bei 59 Millionen Euro.

Biokosmetik boomt: Laut einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung hat sie allein seit 2016 1,2 Millionen neue KäuferInnen gefunden. Der Einstieg des Multis bei Logocos findet in der Bioszene wenig Zuspruch: Kritiker verweisen auf eine gemeinsame Tochterfirma von Nestlé und L’Oréal, Galderma. Die Firma aus dem schweizerischen Lausanne steht wegen Tierversuchen für das Antifaltenmittel Botox in der Kritik. „Menschlichkeit beginnt für uns da, wo Tierversuche enden“, zitierte die Vollkorn-Website das Online-Angebot von Sante.

80 Prozent der Biomare-Kunden gegen Logocos

„Wie die Philosophie der Logocos-Marke in Zukunft mit den gängigen Praktiken der Nestlé-L’Oréal-Tochter Galderma Übereinstimmung finden soll, ist für uns nicht nachvollziehbar.“ Bei der Befragung von Biomare plädierten über 80 Prozent der 300 Kunden für eine Auslistung der Logocos-Produkte. L’Oréal sei „aus unserer Sicht in einem ungesunden Maß profitorientiert. Unsere internen Sortimentsrichtlinien würden eine Auslistung vorsehen“, klärte Biomare in der Umfrage die Kunden auf.

L’Oréal hat wenig gute Erfahrungen mit Biokosmetik gemacht: Vor Jahren kaufte der Konzern die britische Naturkosmetikkette The Body Shop. Die Marke verlor ihr alternatives Image. 2017 wurde The Body Shop an eine brasilianische Kosmetikfirma verkauft.

10 Sep 2018

LINKS

[1] https://bio-markt.info/

AUTOREN

Kai Schöneberg

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