taz.de -- Geleakter Haftbefehl aus Chemnitz: Ermittlungen gegen 15 JVA-Angestellte

Der Skandal um den geleakten Haftbefehl in Sachsen weitet sich aus. Es wird gegen 15 JVA-Mitarbeiter ermittelt, gegen 13 laufen Disziplinarverfahren.
Bild: Hier wird ermittelt: JVA Dresden (Archivbild)

Dresden epd/taz/dpa | Wegen [1][der Veröffentlichung des Haftbefehls] gegen einen der Tatverdächtigen der tödlichen Messerattacke von Chemnitz ermittelt die Staatsanwaltschaft Dresden gegen weitere Justizbeschäftigte. Es gehe um den Vorwurf der Verletzung von Dienstgeheimnissen, sagte Behördensprecher Lorenz Haase.

Dem [2][MDR zufolge richten sich die strafrechtlichen Ermittlungen] gegen insgesamt 15 Beschäftigte der Justizvollzugsanstalt (JVA) Dresden. Gegen 13 laufen Disziplinarverfahren, berichtete [3][das Nachrichtenportal „t-online“].

Am Dienstagabend vergangener Woche war im Internet ein Foto des Haftbefehls eines der Beschuldigten im Fall der Messerattacke von Chemnitz aufgetaucht. Der Iraker sowie zwei weitere Asylbewerber aus dem Irak und Syrien sind dringend verdächtig, in der Nacht zum 26. August in Chemnitz den 35 Jahre alten Deutsch-Kubaner Daniel H. erstochen zu haben. Der Vorfall hatte in der westsächsischen Stadt in den vergangenen Tagen mehrere teilweise gewaltsame, rechtsgerichtete Proteste und Gegenveranstaltungen ausgelöst.

Der JVA-Beschäftigte Daniel Z. hat eingeräumt, den Haftbefehl veröffentlicht zu haben. Nach Angaben des Ministeriumssprechers war seit Bekanntwerden des Vorgangs auch gegen weitere Beschäftigte ermittelt worden. Die Staatsanwaltschaft prüfe nun, ob Z. etwa über Gruppenchats das Foto des Haftbefehls mit Kollegen geteilt hatte. Gegen die 13 Betroffenen seien zusätzlich zu den strafrechtlichen Ermittlungen Disziplinarverfahren wegen möglicher Pflichtverletzungen eingeleitet worden, sagte der Sprecher. Z. wurde demnach vom Dienst suspendiert.

UPDATE 06.09. 16:30: Ursprünglich hieß es, in Sachsen werde gegen 18 JVA-Bedienstete. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa, hieß es aus der Dresdner Staatsanwaltschaft, dass Ermittlungen gegen drei Beschuldigte eingestellt wurde.

6 Sep 2018

LINKS

[1] /Haftbefehl-im-Fall-Chemnitz/!5532594
[2] https://www.mdr.de/sachsen/chemnitz/haftbefehl-ermittlungen-justiz-beamte-100.html
[3] https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_84396984/geleakter-haftbefehl-in-chemnitz-ermittlungen-gegen-mehrere-jva-beamte.html

TAGS

Chemnitz
Sachsen
Rechtsextremismus
Kriminalität
Chemnitz
Chemnitz
Schwerpunkt AfD in Berlin
Justizskandal
Chemnitz

ARTIKEL ZUM THEMA

Ermittlungen zur Tötung in Chemnitz: Inhaftierter bestreitet Tatbeteiligung

Zwei Männer hatte die Chemnitzer Polizei nach dem Tod von Daniel H. festgenommen. Nun sagte einer der beiden laut NDR-Recherchen, er sei nicht beteiligt gewesen.

Geleakter Haftbefehl in Sachsen: Razzia bei „Pro Chemnitz“

„Pro Chemnitz“ veröffentlichte illegal den Chemnitzer Haftbefehl. Nun wird unter anderem gegen den Chef ermittelt, der als Anwalt der rechten Szene bekannt ist.

Kommentar AfD und Datenschutz: Kein Verständnis für Mausrutscher

Ronald Gläser verbreitete den geleakten Haftbefehl auf Twitter. Pikant: Er ist Vorsitzender des Datenschutz-Ausschuss im Abgeordnetenhaus

Haftbefehl im Fall Chemnitz: Justizbeamter mit rechten Kontakten

Ein Iraker soll in Chemnitz einen Deutschen erstochen haben. Wer ist der Justizbeamte, der den zugehörigen Haftbefehl an Rechte weitergab?

Wegen Weitergabe des Haftbefehls: Dresdner Justizbeamter suspendiert

Der Mann, der den Haftbefehl durchgestochen haben soll, outet sich in der „Bild“. Seine Tat bereut er offenbar ganz und gar nicht.