taz.de -- BDS-Aktivisten stören Pop Kultur Festival: Autoritär und herrisch
Bei der Eröffnung des Pop Kultur Festivals in Berlin wähnte man sich im absurden Theater. Anti-Israel-Aktivisten traten martialisch auf.
Es war ein feierlicher, kein protziger Auftakt zum [1][Festival Pop-Kultur] in der Berliner Kulturbrauerei am Mittwoch. Festreden von Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke), Martin Eifler, der die Bundesregierung vertrat, und der Festival-Kuratorin Katja Lucker fielen euphorisch und zugleich nüchtern aus. Der Bund spendiert für Leuchttürme wie das Festival Pop-Kultur mehr Geld! Über die Hälfte der Auftretenden sind Frauen und der Inklusion wird ein Schwerpunkt gewidmet – sichtbares Zeichen: eine Gebärdendolmetscherin übersetzte simultan.
Wie bereits 2017 gab es [2][vorab Boykottaktionen] der [3][Anti-Israel-Lobby BDS]. Sechs britische KünstlerInnen sagten auf deren Betreiben Auftritte ab. Mit der Begründung, die israelische Botschaft sei Festival-Sponsor. Am Mittwoch tauchten in London und Berlin Plakate auf, in London auf Werbeflächen an Bushaltestellen. „Sponsored by Apartheid“ war da im gleichen Schriftzug zu lesen, den das Festivallogo hat.
Zum Auftakt war eine Podiumsdiskussion im Kinosaal 5 der Kulturbrauerei angesetzt, mit Klaus Lederer und der israelischen Schriftstellerin [4][Lizzie Doron], moderiert von Shelly Kupferberg. Es ging um das Thema „Boykott“. Sofort nach der Vorstellungsrunde verschafften sich BDS-Aktivisten im vollbesetzten Kino Gehör, fingen an auf Hebräisch, Arabisch und Englisch herumzubrüllen, autoritär und herrisch im Ton, ihr Auftreten martialisch. Grüppchen saßen strategisch verteilt und schwenkten Plakate, wie „Your discussion kills my family“. Man wähnte sich in einem absurden Theaterstück.
Lederer sprach davon, dass ihn die Fixierung auf Israel besonders ärgere. Dann rannte der israelische Filmemacher Udi Aloni auf die Bühne, baute sich vor Lederer auf und forderte ihn zum Rücktritt auf. Das Oberkommando hatte ein älterer Brite, der ZuschauerInnen, die lautstark gegen die BDS-Aktivisten protestierten, filmte. Lederer wurde von einer jungen Frau mehrfach bezichtigt, Antisemit zu sein. Lizzie Doron wiederum wurde beschuldigt, Palästinenser zu unterdrücken, als sie von ihrem Buch „Sweet Occupation“ erzählen wollte, in dem es um den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern geht.
Buh-Rufe, Monolog, dann war die traurige Vorstellung vorbei
Bisher hatte BDS KünstlerInnen per E-Mail unter Druck gesetzt, eine gezielte Provokation ist neu. Was eine Debatte um die fragwürdige Praktik ihres Kulturboykotts hätte werden sollen, wurde zum Debakel. Shelly Kupferberg versuchte es mit Höflichkeit – vergeblich. Anwesende Securities schritten zu spät ein und geleiteten nur Einzelne aus dem Saal. Das Publikum reagierte ängstlich, buhte dann. Am Ende wurde auf Geheiß des Briten ein palästinensischer Mann auf die Bühne beordert, der über die Gewalt der Israelis monologisierte. Dann war die traurige Vorstellung vorbei.
16 Aug 2018
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