taz.de -- Wie die AfD mit kritischen Fragen umgeht: Die Alternative auf Antworten
Die AfD reagiert beleidigt auf das Gauland-Interview. Umso wichtiger ist es, weiterhin konkrete Antworten zu diversen Themen einzufordern.
Dem ZDF-Reporter Thomas Walde gelang es am Sonntag im [1][Sommerinterview mit Alexander Gauland], den auf Provokation ausgerichteten Populismus der AfD zu entlarven. Er hakte kritisch, gut vorbereitet und unaufgeregt nach, was dazu führte, dass der AfD-Vorsitzende nur noch seine Konzeptlosigkeit referieren konnte. Seine Interviewführung war dabei an keiner Stelle unfair – er fragte eben einfach mal zu anderen Themen als den von Gauland erwarteten. Dass das den Parteichef so unvorbereitet traf, ist fast schockierend. Aber: Wie konnte er auch damit rechnen?
Schließlich war über die Flüchtlingsthematik in den vorangegangenen Sommerinterviews von ARD und ZDF sehr viel diskutiert worden. So zeigt eine Analyse des Datenjournalismus-Projekts [2][„Einfacher Dienst“], dass in den neun Sommerinterviews, die vor Gauland ausgestrahlt wurden, mehr als 61 von insgesamt 267 Minuten über die Themen Flucht, Asyl und Migration gesprochen wurde, während für Europa knapp zwölf Minuten und für Bildung gerade einmal 18 Sekunden übrig blieben.
So kam es im ARD-Interview von Thomas Baumann [3][mit Horst Seehofer] in der vorvergangenen Woche zu der absurden Situation, dass eine Viertelstunde über Ankerzentren, Flüchtlingsabkommen und Zurückweisungen gesprochen wurde, bis dem Moderator einfiel: „Lassen Sie uns die letzten zwei Minuten noch für ein anderes Thema nutzen. Sie sind ja auch Bundesminister für Bauen und Wohnen … “
Dass ZDF-Mann Walde – anders als Baumann – die Lieblingsthemen des Interviewten einfach wegließ, gefällt den Rechtspopulisten gar nicht. So meint beispielsweise der AfD-Bundestagsabgeordnete Frank Pasemann, das Sommerinterview sei eine „ganz offensichtlich abgekartete Angelegenheit des Staatsfunks“.
Moment. Weil ein Moderator sich vorab Gedanken macht, zu welchen Themen er Fragen stellt und zu welchen nicht, ist ein Interview „abgekartet“? Weil ein Moderator sich nicht darauf einlässt, von allen möglichen Themen immer wieder auf Geflüchtete zurückzukommen, handelt er im Auftrag des Staates?
Es ist das alte Spiel: Kritischer Journalismus wird diffamiert. Umso wichtiger ist es, auch in Zukunft auf konkrete Antworten zu diversen Themen zu beharren. So muss auch niemand Gauland seine Klamotten klauen, um zu zeigen, dass er bei vielen Problemen der Menschen blank ist.
13 Aug 2018
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Ein Gericht in Stuttgart klärt, ob der AfD-Abgeordente Thomas Seitz weiter als Staatsanwalt tätig sein kann. Er habe Amt und Politik nicht getrennt.
Nimmt man der AfD das Lieblingsthema Flüchtlinge weg, hat sie erstaunlich wenig zu sagen. Das beweist erneut der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland.
Der Innenminister probt die Opferrolle als seinen neuen Habitus. Dabei sollte ihm klar sein, dass ihm diese Masche niemand abkaufen wird.
Er hält an seinen umnebelten Bierzelt-Behauptungen fest. Und als CSU-Vorsitzender hat Seehofer im Hinblick auf die Bayern-Wahl im Fernsehen versagt.