taz.de -- Schulstart in Berlin: Lehrer werden kann (fast) jeder

Am Montag geht die Schule wieder los. Alle Lehrerstellen sind besetzt, verkündet Bildungssenatorin Scheeres (SPD) – allerdings nicht nur mit Lehrern.
Bild: Neues Schuljahr, neues Glück: Senatorin Sandra Scheeres (SPD)

Der Lehrermangel trifft die Grundschulen besonders hart. Von den 1.240 GrundschullehrerInnen, die zum kommenden Schuljahr neu eingestellt werden müssen, haben nur 153 Grundschullehramt auch studiert. „Wir müssen feststellen, dass sich die Situation nochmals verschärft hat“, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag bei der Vorstellung der Einstellungszahlen zum am Montag beginnenden Schuljahr.

Hinzu kommen an den Grundschulen 389 QuereinsteigerInnen im berufsbegleitenden Referendariat, die zumindest ein Fach der Berliner Schule studiert haben. Die größte Gruppe der Neueinstellungen an den Grundschulen sind jedoch Lehrer ohne volle Lehrbefähigung, kurz LovLs. 489 von ihnen wurden zunächst befristet eingestellt. Hinter der Abkürzung verbergen sich zum Beispiel BWLer, die bisher als VertretungslehrerInnen Mathe unterrichtet haben, ein großer Teil hat bisher auch Deutsch als Fremdsprache in den Willkommensklassen für Geflüchtete unterrichtet. Nun werden sie zu regulären LehrerInnen befördert.

Damit hat es am Ende wieder irgendwie gereicht: Nachdem Scheeres im Juni noch von einer Lücke von etwa 500 LehrerInnen gesprochen hatte, seien nun alle benötigen Lehrkräfte an Bord. 2.700 mussten insgesamt für alle Schulen eingestellt werden. Wie bereits berichtet, haben aber nur 1.000 auch auf Lehramt studiert.

Hinzu kommen 738 QuereinsteigerInnen, die man für geeignet hielt. Beworben hatten sich 2.200. Die restlichen 915 offenen Stellen wurden mit den LovLs besetzt. Auch 100 StudentInnen, die noch im Lehramtsmaster stecken, sind darunter. Zudem ließen sich rund 340 Pensionäre gegen höhere Bezüge zum Weiterarbeiten animieren.

Die Opposition kritisierte Scheeres’ Einstellungspolitik am Donnerstag massiv. CDU-Generalsekretär Stefan Evers sprach von „Flickschusterei“ und einem „historischen Tiefpunkt“. Fraktionschef Burkhard Dregger und die bildungspolitische Sprecherin Hildegard Bentele forderten gar den Rücktritt der Senatorin.

Die Lehrergewerkschaft GEW warnte vor einer künftigen Lohnungerechtigkeit. Denn die Schulleitungen können die Verträge der LovLs entfristen. Angesichts des auch in den nächsten Jahren erwarteten Lehrermangels dürften das viele tun. Weil die ehemaligen VertretungslehrerInnen kein Staatsexamen haben, werden sie tariflich aber schlechter eingestuft.

16 Aug 2018

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Anna Klöpper

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