taz.de -- Homosexualität in Comics: Lesbische Superheldin bekommt Serie
Kate Kanes Sexualität war jahrzehntelang Stadtgespräch in Gotham City. Jetzt soll sie ab Dezember ihre eigene Show bekommen.
Eine vollausgebildete Streetfighterin mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, bereit, die kriminellen Machenschaften einer in sich zusammenfallenden Stadt zu bekämpfen: Das ist Kate Kane. Eine Superheldin aus dem DC-Comics-Kosmos, die als erster homosexueller Charakter des Genres ab Dezember Star ihrer eigenen Serie werden soll. Das verkündete jetzt der US-Sender CW. Stellt sich in Anbetracht des fortgeschrittenen Jahrtausends die Frage, warum das so lange gedauert hat.
Nach einer Studie des Online-Netzmagazins icv2.com sind fast 80 Prozent der Superhero-Comic-Leser*innen männlich, die meisten zwischen 30 und 50 Jahre alt. Und gewohnt an sehr maskuline Heldenfiguren mit sexy Gespielin – wie Kate Kane sie einst war. Die tauchte nämlich erstmals in den Fünfzigern als Batwoman in Gotham City auf – ironischerweise, um die unter Fans kursierenden Gerüchte über Batmans Homosexualität zu zerstreuen.
2006 nutzten die Macher*innen die sexuelle Identität der Comicheldin erneut zur Besänftigung der Leser*innen. Damals wurde sie als geoutete lesbische Frau mit jüdischen Wurzeln “gerelauncht“, um Comic-Käufer*innen mit moderner Weltanschauung anzusprechen und die Superhelden*innen-Rige etwas diverser zu gestalten. Comicverlage kämpfen seit Jahren mit sinkenden Absatzzahlen.
Innere Dämonen
DC Comics gilt im Gegensatz zum Konkurrenzverlag Marvel als eher progressiv, wenn es um die Repräsentation von LGBTQ-Charakteren*innen geht. Nur bekamen Midnighter, Apollo und Co. eben bisher keine eigenen Serien. In der Verfilmung von “Thor: Tag der Entscheidung“ tauchte vergangenes Jahr erstmals erstmals eine bisexuelle Marvel-Figur auf der große Leinwand auf. Die Szene, in der sie sich outet, soll jedoch herausgeschnitten worden sein.
Wer die Rolle der Kate Kane in der Serien-Adaption übernehmen soll, hat CW noch nicht bekanntgegeben. Dafür aber, dass Kane mit „inneren Dämonen“ zu kämpfen haben wird und ihre Bezeichnung als “Heldin“ möglicherweise voreilig ist. Bleibt zu hoffen, dass diese Dämonen rein gar nichts mit Kanes Homosexualität zu tun haben und in Gotham City ganz andere Dinge für Aufruhr sorgen als ihr Lesbischsein.
30 Jul 2018
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