taz.de -- Nachtbürgermeister über seinen Job: „Ich bin kein Nachtwächter“

Er ist Deutschlands erster Nachtbürgermeister. Hendrik Meier über das, was ihn und seine Stadt Mannheim nun alles so erwartet.
Bild: Hoffentlich behält er die gute Laune: Hendrik Meier ist Mannheims Nachtbürgermeister

Taz: Hendrik, seit Donnerstagabend bist du Mannheims [1][gewählter Nachtbürgermeister], der erste seiner Art deutschlandweit. Streifst du künftig nach Sonnenuntergang durch die Straßen und schaust ein bisschen nach dem Rechten?

Hendrik Meier: Nein, nein, ich bin kein Nachtwächter und polizeiliche Aufgaben übernehme ich auch nicht. Ich bekomme ein Büro und werde Sprechstunden initiieren – tagsüber. Der Dialog steht klar im Vordergrund. Ich werde mit Anwohnern sprechen, mit Feiernden und Barbetreibern, werde die städtischen Gremien und Kulturzentren besuchen und mir anhören, was sich dort für Mannheims Nachtleben gewünscht wird. Ich will Schlüsselstelle sein zwischen all diesen Akteuren.

Welche Wahlversprechen haben denn dazu geführt, dass du den Job gekriegt hast?

Ich hatte vorab natürlich schon die ein oder andere Idee ausgeklügelt. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Initiative “Ist Luisa hier?“ auch in Mannheims Kneipen und Clubs ankommt. Das Personal soll dementsprechend geschult werden und künftig Bescheid wissen, dass “Ist Luisa hier?“ Code für “Ich werde sexuell belästigt“ ist. Die Hemmschwelle für belästigte Personen, sich beim Barkeeper zu melden, ist dadurch geringer und es können schneller weitere Maßnahmen getroffen werden. Ich höre in meinem persönlichen Umfeld immer öfter Bedenken, Feiern zu gehen, wegen möglicher sexueller Übergriffe. Ansonsten möchte ich, dass der Luisenring entschleunigt und kostenloses Trinkwasser zur Verfügung gestellt wird.

Für dehydrierte Clubgänger?

Die Sommer in Mannheim sind trocken und heiß und man sieht immer, tagsüber und nachts, dass Leute an den Hotspots herumhängen und zu wenig Wasser trinken. Da rückt regelmäßig der Rettungsdienst aus. Es gibt ein Projekt, Refill Mannheim, das vorschlägt, blaue Sticker vorne an Kneipen und Bars zu kleben, in denen man kostenlos Wasser bekommt.

Du kommst gebürtig aus Nürnberg und bist erst seit zwei Jahren in Mannheim. Repräsentative Ämter werden ja normalerweise von Söhnen und Töchtern der Stadt bekleidet.

Bei meiner Position reicht es, dass ich mich mit dem Nachtleben auskenne. Außerdem studiere ich ja Kreativwirtschaft und habe für meine Masterarbeit unter anderem Wirtschaftsdaten über die Veranstaltungsszene erfasst und viele Interviews mit kulturellen Organisatoren geführt. Ich habe schon selber als Veranstalter gearbeitet und würde sagen, dass ich den nötigen Weitblick habe.

Was qualifiziert dich denn charakterlich?

Ich bin ein kommunikationsstarker und empathischer Mensch und glaube, dass ich gut darin bin, auf Leute mit verschiedensten Hintergründen zuzugehen, zu erfragen, was sie bewegt, und das weiterzugeben. Es geht ja nicht nur um meine eigenen Ideen, sondern auch um die der Bürger.

“Night Mayors“ gab es bisher nur in Metropolen wie New York oder London. Warum braucht Mannheim dich?

Ja, Mannheim ist mit 300 000 Einwohnern die kleinste “Mayor City“, aber Mannheim ist zum Beispiel auch UNESCO City of Music und ein wahnsinnig guter Kreativstandort. Und außerdem Ausgehstadt. Wir haben ein überdurchschnittlich hohes Baraufkommen hier und gerade in den Sommermonaten ist das Konfliktpotential ziemlich groß. Das fängt an mit zerdepperten Flaschen und geht bis zur steten Lärmbelästigung.

Wie lange dauert die Legislaturperiode eines Nachtbürgermeisters?

Erstmal bis Ende 2019. Dann wird geschaut, wie es so gelaufen ist.

21 Jul 2018

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AUTOREN

Leonie Gubela

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