taz.de -- Boris Becker in diplomatischer Mission: Pleitier wird Botschafter

Der Tennis-Profi hat ein neues Berufsfeld entdeckt: die Diplomatie. Als Sonderbotschafter unterliege er aber nicht der Immunität, heißt es aus Bangui.
Bild: Beckers Anwälte hatten behauptet, er unterläge nun der Immunität; Bangui widerspricht indes heftig

Kampala taz | „Ja, es stimmt, dass er unser Land vertritt und unseren Sport in der Europäischen Union bewirbt“, bestätigt gegenüber der taz Maxim Kazangui, Regierungssprecher der Zentralafrikanischen Republik. „Doch er kann vor Gericht keine Immunität geltend machen.“

Es geht um den deutschen Ex-Tennisstar Boris Becker. Der sorgt in einem der ärmsten Länder für Wirbel. [1][Auf Twitter hatte Becker Ende April bekannt gegeben]: „Seine Exzellenz Professor Faustin Archange Touadéra hat mich gestern in Brüssel zum Sonderbotschafter für Sport, Humanitäres und Kultur in der Europäischen Union ernannt.“ Darunter ein Foto von Becker im Handschlag mit Zentralafrikas Präsident Touadéra. Beide lächeln in die Kamera.

Die Stellungnahmen aus Bangui waren zunächst widersprüchlich. Nach internen Beratungen sagt nun Regierungssprecher Kazangui klipp und klar: „Wenn er vor Gericht ein Verfahren hat, dann soll er nicht unser Land benutzen, um sich freizukaufen.“

Denn am Freitag hatten die Anwälte des Tennisstars vor einem Londoner Konkursgericht behauptet, als Diplomat könne Boris Becker nicht juristisch belangt werden, da er Immunität besitze. Er sei Botschafter eines Landes in Afrika. Diplomaten sind gegen juristische Verfolgung gefeit.

Laut Regierung lediglich ein „Good-Will-Botschafter“

„Die Entscheidung, ein Insolvenzverfahren gegen mich zu eröffnen, war ungerechtfertigt und ungerecht“, lässt Becker über seine Anwälte in einer Erklärung ausrichten, die der taz vorliegt. „Ich habe nun diplomatische Immunität zugesichert bekommen, um diese Farce zu beenden, damit ich mein Leben wieder aufbauen kann“. Die Privatbank Arbuthnot, Latham & Co hatte Becker [2][im Juni 2017 zu einem Insolvenzverfahren geraten], nachdem er offenbar seine Schulden nicht zahlen konnte.

Zentralafrikas Regierung sieht das mit der Immunität anders. Becker sei nur „Good-Will-Botschafter“, also freiwillig, wie Schauspieler bei Wohltätigkeitsaktionen, sagt Regierungssprecher Kazangui – „denn wir sind ein Land, das selbst keine Kapazitäten hat, unseren Sport zu bewerben“. Diplomatischen Status, erläutert er, haben nur Minister, Präsidenten und akkreditierte Botschafter. Dafür hätte der Außenminister Becker eine offizielle Urkunde aushändigen müssen. Dies sei nicht geschehen.

Kazangui fürchtet um das Image seines Landes. Auf die Frage, ob Becker den Botschaftertitel gekauft haben könnte, sagt Kazangui: „Wenn er pleite ist – wie kann er sich dann diesen Status erkaufen?“

18 Jun 2018

LINKS

[1] https://twitter.com/TheBorisBecker/status/989878981825585152
[2] /Insolvenz-von-Boris-Becker/!5452440

AUTOREN

Simone Schlindwein

TAGS

Boris Becker
Zentralafrika
Bangui
Insolvenz
Immunität
Boris Becker
Boris Becker
Boris Becker
Boris Becker
Boris Becker

ARTIKEL ZUM THEMA

Boris Beckers zentralafrikanischer Pass: Alles nur guter Wille

Der Außenminister Zentralafrikas will die Verwirrung um Boris Beckers Pass und dessen Botschaftertätigkeit aufklären. Doch vieles ist merkwürdig.

Boris Becker als Sonderbotschafter: Diplomatenpass ist eine Fälschung

Als Sonderbotschafter für die Zentralafrikanische Republik genieße Boris Becker Immunität, so sein Anwalt. Die behauptete Stellenbeschreibung gibt es gar nicht.

Kolumne Press-Schlag: Becker für Bares

Boris Becker gab einem nicht ganz unsymphatischen Nachkriegsdeutschland ein Gesicht. Jetzt blamiert er sich. Sein Absturz ist eine gesellschaftliche Zäsur.

50. Geburtstag von Boris Becker: Danke, Bobbele!

Boris Becker war der erste deutsche Kommerzsportheld. Er hat sich und den Tennissport groß gemacht. Heute wird er fünfzig Jahre alt.

Insolvenz von Boris Becker: Das Ende eines Mythos

Die Schulden von Becker sind nicht nur finanziell sein Ruin. Das Ende der Kreditwürdigkeit ist auch das Ende der Story vom jüngsten Wimbledon-Sieger.