taz.de -- Die Wahrheit: Stollen mit Fürsorge

Was andere Medien können, können wir schon lange: Hier kommt der kleine Wahrheit-Weihnachtsratgeber für alle festlichen Fälle.
Bild: Ein Weihnachtsbaum kann auch aus Bananen bestehen

Ratgebertexte gab es auch schon, bevor Medien ins Internet expandierten. Allerdings waren ihnen Grenzen gesetzt, und eine wichtige Nachricht konnte sie verdrängen. Das ist heute anders.

Selbst wenn Donald Trump vor laufender Kamera ein Eichhörnchen erwürgen sollte – das sogenannte Service-Stück erschiene trotzdem, und zwar längst auch bei der Zeit: „Gerade jetzt müssen Autofahrer einige Sicherheitsregeln beachten“, macht die Online-Redaktion ihre Leser auf offenbar unbekannte Sitten im Straßenverkehr aufmerksam und erklärt ihnen, wie sie Ihren Weihnachtsbaum so in ihre lichtdurchflutete Eigentumswohnung transportieren, dass sie keinen Ärger mit der Polizei bekommen: „Wer den Christbaum mit dem Auto transportiert und dabei die Heckklappe offen lässt, muss sie so befestigen, dass sie nicht während der Fahrt ganz aufspringen kann.“

Wer hätte das gedacht? Es sei außerdem verboten, sein Auto zu illuminieren: „Obwohl vor allem viele Lkw-Fahrer in der Vorweihnachtszeit ihre Fahrzeugkabinen mit Lampen schmücken“, lernen wir, „sind Lichterketten, kleine Tannenbäume und anderer beleuchteter Weihnachtsschmuck während der Fahrt nicht erlaubt.“

Darüber hinaus warnt die Zeit Autofahrer davor, sich in ihrer Beweglichkeit einzuschränken: „Auch wenn es jetzt kalt ist und die Fahrt an den Feiertagen zu beispielsweise Verwandten nicht lange dauert, so gilt doch: Jacken, Handschuhe und Mütze sollte man besser ausziehen.“

Fehlt eigentlich nur noch der Hinweis darauf, dass es ungehörig ist, sein Fahrzeug betrunken zu steuern, aber da ist ist er ja auch schon: „Auch wenn der Genuss von Glühwein zum Besuch auf einem Weihnachtsmarkt für viele dazugehört, sollte der Fahrer die Finger davon lassen.“

Geleerter Schmuckkarton

Gerührt von so viel Fürsorge für die Mitmenschen, fährt die Wahrheit darum ihrerseits an dieser Stelle ihre überaus wertvollen Ratschläge für die Vorweihnachtszeit auf: Verschicken Sie zum Beispiel keine Geschenke im Schmuckkarton der Post an nette Rentner, die den ganzen Tag zu Hause sind. Anfang Januar erhalten Sie sonst das leere Päckchen ohne Ihren aufwendig zubereiteten Stollen zurück, Ihre selbstgebastelte Karte liegt immerhin noch bei. Die Post teilt Ihnen auf demselben Weg mit, die Sendung sei nicht zustellbar gewesen.

Informieren Sie sich außerdem rechtzeitig über Ihr Weihnachtsessen, bevor Sie Ihre Bestellung aufgeben. Ein Kapaun wiegt weit über drei Kilogramm und ernährt zwei Personen eine Woche lang.

Auf der Website der Universität Sheffield können Sie die Größe Ihres Weihnachtsbaums eingeben und mittels eines Baumkugelberechners herausfinden, wie viel Weihnachtsschmuck Sie benötigen. Wenn Ihr Lebensgefährte soeben neue Christbaumkugeln angeschafft hat, die deutlich größer als Tennisbälle sind, müssen Sie die Größe des diesjährigen Weihnachtsbaums selbst berechnen.

Trotzdem fröhliche Feiertage.

22 Dec 2017

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Rönneburg

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