taz.de -- Kommentar Botschafter in Nordkorea: Nur Reden hilft

US-Präsident Trump verlangt von Deutschland, die offiziellen Beziehungen zu Nordkorea abzubrechen. Das aber wäre Wahnsinn.
Bild: Bombenstimmung beim geliebten Führer: Kim Jong Un freut sich über einen erfolgreichen Raketentest

Donald Trump weiß langsam nicht mehr, wie er mit dem so renitenten wie menschenverachtenden Diktator in Pjöngjang umgehen soll. Im US-Wahlkampf hatte Trump noch seine Bereitschaft verkündet, sich notfalls mit Kim Jong Un zu treffen. Doch seit er US-Präsident ist, beschimpft er den Nordkoreaner nur noch, merkt aber nicht, dass er selbst mit der Infragestellung des Iran-Deals die Glaubwürdigkeit der US-Außenpolitik untergräbt. Warum sollte Pjöngjang mit Washington verhandeln, wenn das Abkommen mit Teheran von Trump so einfach torpediert wird?

[1][Natürlich ist auch Nordkorea nicht zu trauen]. Unter Bill Clinton kamen die USA einem Abkommen mit der Kim-Dynastie so nahe wie nie. Das daraus nichts wurde, lag an Pjöngjangs Doppelspiel wie an der Blockade der US-Republikaner im Kongress. Weitere vertrauensbildende Maßnahmen und die echte Einsicht, dass nur Verhandlungen eine Lösung bringen können, wären nötig gewesen.

Nach Nordkoreas jüngstem Raketentest verlangen die USA nun von China, dass es Nordkorea den Ölhahn zudreht und von Deutschland, die diplomatischen Beziehungen zu Pjöngjang abzubrechen. Das zeigt, wie wenig Optionen die USA jenseits eines (irrwitzigen) militärischen Angriffs noch haben. Doch sind die Interessen der jetzigen US-Regierung nicht identisch mit denen anderer Regierungen.

Zwar will China nicht, dass Nordkorea sich atomar bewaffnet. Aber China hat erst recht kein Interesse an einem Zusammenbruch des als Pufferstaat benötigten Nordkoreas oder an einer eigenen Militärintervention dort. Deshalb ist Peking allenfalls zu einer Politik begrenzter Nadelstiche bereit, die Pjöngjang, das bisher den härtesten Sanktionen getrotzt hat, nur wenig beeindrucken.

Berlin verfügt über einen der letzten Gesprächskanäle mit Pjöngjang. Wie, wenn nicht mit Gesprächen, kann ein Krieg verhindert werden? Die Bundesregierung hat schon mindestens einmal Geheimgespräche zwischen beiden Seiten vermittelt. Deutschland sollte also die US-Forderung nach einem Rückruf seiner Botschafter zurückweisen.

Deren Ironie ist ohnehin, dass die USA und Nordkorea zwar keine offziellen Beziehungen haben. Aber letztlich könnte Pjöngjangs Vertretung bei der UNO in New York ein Kommunikationskanal sein. Wenn der nicht genutzt wird, ist es wichtig, dass wenigstens andere Länder ihre Kanäle nutzen. Um des Friedens willens braucht es davon mehr und nicht weniger.

30 Nov 2017

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Sven Hansen

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