taz.de -- Lena Dunham entschuldigt sich: Vorzeige-Feministinnen?
Die „Girls“-Schöpferin Dunham steht in der Kritik. Sie hatte die Missbrauchsvorwürfe einer Schauspielerin als falsch zurückgewiesen.
Lena Dunham steht seit dem Wochenende im Zentrum der Kritik rund um die Missbrauchsvorfälle in der US-amerikanischen Kreativbranche. In einer öffentlichen Erklärung nahm die „Girls“-Erfinderin den Filmproduzenten Murray Miller in Schutz. Die Schauspielerin Aurora Perrineau wirft Miller vor, sie 2012 missbraucht zu haben. Perrineau war damals 17 Jahre alt.
[1][Laut der US-amerikanischen Medienseite The Wrap] erstattete Perrineau in der vergangenen Woche Anzeige gegen Miller. Er habe sie 2012 beim Ausgehen mit zwei Freund*innen getroffen und darum gebeten, von ihnen nach Hause gebracht zu werden. Dort sei die Schauspielerin schließlich aufgewacht, während der Filmproduzent Sex mit ihr hatte. Sie habe keine Einwilligung dazu gegeben.
Vor einigen Wochen habe Perrineaus Anwalt zunächst Millers Anwälte kontaktiert, um eine finanzielle Entschädigung zu erhalten, zitiert The Wrap Millers Anwalt Matthew Walerstein. Erst danach sei sie zur Polizei gegangen. Die Mutter der Schauspielerin, Britanny Perrineau, bestreitet laut The Wrap hingegen, dass die Anwälte oder die Familie finanzielle Forderungen gestellt hätten.
Die leitende Produzentin der Fernsehserie „Girls“, Jennifer Konner, und Lena Dunham hatten ihren Kollegen Miller, der auch für die Serie schrieb, [2][im Magazin The Hollywood Reporter öffentlich verteidigt]: „Obwohl unser erster Instinkt ist, die Geschichte jeder Frau anzuhören, sind wir durch unser Insiderwissen davon überzeugt, dass diese Anschuldigung leider einer der drei Prozent aller Vergewaltigungsvorwürfe ist, die jedes Jahr falsch aufgegeben werden.“
Am Sonntag entschuldigte sich Dunham für die Erklärung. „Jede Frau, die sich äußert, verdient es voll und ganz gehört zu werden, und unsere Beziehung zum Beschuldigten sollte keine Rolle spielen in der Einschätzung, die in der Untersuchung ihres Falls getroffen wird“, [3][schreibt sie auf Twitter].
Noch im August hatte Dunham selbst auf Twitter geschrieben: „Dinge, über die Frauen lügen: was sie zum Mittag gegessen haben. Dinge, über die Frauen nicht lügen: Vergewaltigung.“
Die „Girls“-Schöpferin, eine bekennende Feministin, war auch zuvor schon in die Kritik geraten, [4][weil sie für eine sehr spezielle Art von Feminismus steht]. Twitter-Nutzer*innen sind belustigt darüber, [5][wie häufig Dunham sich bereits für Fehltritte entschuldigte].
20 Nov 2017
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Catherine Millet hasste D. H. Lawrence, bevor sie anfing, ihn zu lieben. Ein Gespräch über Sexliteratur, weibliche Lust und den heutigen Feminismus.
Der 33-jährige Brasilianer soll bereits 2009 einer Frau gegenüber gewalttätig gewesen sei. Gegen das jetzige Urteil will er in Berufung gehen.
Taylor Swift will mit ihrem neuen Disstrack aus der Opferrolle raus, aber Opfer ist ihr Lifestyle – wenn sie nicht gerade langweilige Referenzen furzt.
Die HBO-Serie „Girls“ geht langsam zu Ende. Die sechste Staffel wird die letzte sein. Ist das jetzt blöd oder doch nur konsequent?
Sie prägte den modernen Feminismus, jetzt schreibt sie auch Kurzgeschichten. Ein Gespräch über die Macht von Science-Fiction und das Vorbild-Sein.