taz.de -- Kommentar Gender Pay Gap im Fußball: Endlich Gleichstand!

Der Deutsche Fußball-Bund sollte Norwegens Beispiel folgen: gleicher Lohn für Männer und Frauen. Doch das bleibt ein heikles Thema.
Bild: Gleiche Bezahlung? In Deutschland gäb's ein großes Geschrei

Sollte eigentlich Nationaltorhüter Manuel Neuer für die gelungene WM-Qualifikation nicht ein paar Dutzend Euro-Scheine weniger pro Einsatz erhalten als Mittelfeldspieler Sebastian Rudy? Schließlich war Neuer doch vornehmlich Zuschauer und hatte kaum etwas zu tun. Oder muss man es anders denken. Sollte Neuer mehr Knete zugeführt werden als Rudy? Weil er populärer ist und eine größere Aufmerksamkeit für das A-Team generiert, was wiederum den Konten in der DFB-Zentrale zugutekommt. Es ist eine heikle Angelegenheit, wenn man beginnt, die Verdienste in Verbindung mit der Frage zu stellen, was jeder denn verdienen soll.

Aus gutem Grund bekommen die Spieler von Bundestrainer Joachim Löw alle das Gleiche. Und deshalb sollte der DFB nun auch dem guten Beispiel des norwegischen Fußballverbandes folgen, der die Frage von Verdienen und Verdiensten noch radikaler voneinander gelöst hat: Künftig werden die beiden A-Teams, die den norwegischen Fußball repräsentieren, gleich viel Geld bekommen. Sprich: Frauen und Männer erhalten die gleichen Prämien.

Dass man sich in Norwegen gerade jetzt zu diesem Schritt entschieden hat, da das Frauenteam die schlechtesten Ergebnisse erzielt hat, ist ein besonders starkes Zeichen. Bei der EM im Sommer schied das Team erstmals schon in der Vorrunde ohne Punktgewinn und Tor aus und steht in der Fifa-Rangliste mit Platz 14 schlechter denn je da.

Joachim Walltin, der Chef der norwegischen Fußballspieler-Vereinigung, erklärte, der Verband betrachte die Maßnahme als Investition in die Zukunft. In Norwegen geht es eben nicht um die schwer vergleichbaren Verdienste, sondern um Visionen.

Vor gut einem Jahr haben bereits fünf Frauen des US-Nationalteams eine Klage bei der US-Gleichstellungsbehörde eingereicht, weil sie deutlich weniger als die männlichen Kollegen verdienen. Sie haben aber mit den falschen Argumenten für das richtige Ziel gekämpft. Sie forderten gleichen Lohn, weil sie mehr zum wirtschaftlichen Erfolg des Verbands beitragen würden als die Männer. Logischer wäre nach dieser Denkart gewesen, eine bessere Bezahlung einzufordern.

Wer sich auf dieses Verdienstdenken einlässt, manifestiert die Ungleichheit in der Bezahlung von Fußballern und Fußballerinnen. In Norwegen ging der Entscheidung der Gleichbezahlung kein Kampf vor Gericht voraus. Auch das ist ein gutes Signal: Die Nationalspielerinnen bekommen, was ihnen zusteht. In Deutschland wäre das Geschrei schon groß, wenn sich eine Spielerin trauen würde, gleichen Lohn zu fordern.

9 Oct 2017

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Johannes Kopp

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