taz.de -- US-Demokraten und Trump zu DACA: Schneller Schutz für jung Eingereiste

Zwei führende US-Demokraten sprachen bei einem Essen mit Trump über das Ende von DACA. Ein neues Gesetz soll das Programm schon bald schützen.
Bild: Chuck Schumer und Nancy Pelosi

Washington afp/rtr/ap/dpa | US-Präsident Donald Trump ist mit dem Kongress nach eigenen Worten nahe an einer Einigung über ein Gesetz, das junge Einwanderer betreffen würde. Man arbeite an einem Plan für das sogenannte Daca-Programm, erklärte Trump am Donnerstag kurz vor seinem Abflug nach Florida. Er sei mit dem Kongress „ziemlich nahe“ an einer Einigung. „Die Mauer wird später kommen“, fügte er hinzu.

Zuvor hatte der Präsident der Darstellung der Demokraten widersprochen, dass es bereits eine Abmachung über das Daca-Programm gibt. „Es gab letzte Nacht keinen Deal über Daca“, schrieb Trump [1][am frühen Donnerstagmorgen im Kurznachrichtendienst Twitter].

Die führenden Demokraten im Senat und Repräsentantenhaus, Chuck Schumer und Nancy Pelosi, erklärten am Mittwoch, ein Arbeitsessen mit Trump sei „sehr produktiv gewesen“. Sie hätten sich vorrangig über das Schicksal junger Migranten, die mit ihren Eltern illegal ins Land gekommen seien, beraten.

Trump hatte vergangene Woche das Daca-Dekret (Deferred Action for Childhood Arrival) außer Kraft gesetzt, das sein Vorgänger Barack Obama 2012 erlassen hatte. Es sah vor, dass Einwanderer, die mit weniger als 16 Jahren ohne gültige Papiere in die USA gelangt sind, unter bestimmten Bedingungen eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis erhalten konnten. Damit sollten sie vor Abschiebung geschützt werden. Die Begünstigten erhielten nur eine befristetete Aufenthaltsgenehmigung, kein Einbürgerungsrecht.

„Paket für Grenzsicherheit“

Von der Aufkündigung des Daca-Programms durch Trump sind rund 800.000 junge Menschen betroffen, die als Kinder illegaler Einwanderer ins Land kamen. Sie haben allerdings eine Schonfrist von sechs Monaten: Der Kongress hat bis zum 5. März 2018 Zeit, eine neue gesetzliche Regelung zu finden. Sollte der Kongress jedoch keinen Kompromiss finden, sind die Betroffenen illegal in den USA, sobald ihre Aufenthaltserlaubnis abgelaufen ist.

Schumer und Pelosi erklärten, mit Trump sei vereinbart worden, schnell ein neues Gesetz zu den Schutzvorkehrungen von Daca zu verabschieden. Zudem solle ein „Paket für Grenzsicherheit unter Ausschluss einer Mauer ausgearbeitet werden, das für beide Seiten akzeptabel ist“.

Damit hat der US-Präsident zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen seine eigene Partei umgangen und mit den Demokraten Deals abgeschlossen. Vor rund einer Woche hatte er sich mit ihnen auf die Anhebung der Schuldenobergrenze bis Anfang Dezember geeinigt und die Republikaner damit verärgert.

Das Weiße Haus, das zunächst erklärt hatte, es habe ein „konstruktives Arbeitsessen“ gegeben, in dem es um die Steuerreform, Grenzsicherheit, Daca und den Bedarf parteiübergreifender Lösungen gegangen sei, sah sich daraufhin zu einer weiteren Stellungnahme veranlasst. Trumps Pressesprecherin Sarah Sanders erklärte auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter, ein Verzicht auf die Mauer sei „sicherlich nicht vereinbart worden“.

Der Mauerbau war eines der am umstrittensten Wahlversprechen Trumps. Er will damit die illegale Einwanderung und den Drogenschmuggel einschränken. Unklar ist jedoch die Finanzierung des auf 20 Milliarden Dollar geschätzten Projekts.

14 Sep 2017

LINKS

[1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/908272007011282944

TAGS

Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Daca-Programm
Dreamer-Programm
Donald Trump
Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
US-Demokraten
Dreamer-Programm
Lesestück Recherche und Reportage
USA

ARTIKEL ZUM THEMA

Migrationspolitik in den USA: Trump spielt die Träumer-Karte

Der US-Präsident knüpft den Verbleib junger Einwanderer im Land an eine Verschärfung der Migrationspolitik. Das ist zynisch – aber clever.

Debatte US-Demokraten: Jenseits der Selbstkritik

Die Eliten der Demokratischen Partei haben nicht nur bei den Wahlen versagt. Auch als Opposition gegen Präsident Trump scheitern sie.

Schutz von jungen Migranten in den USA: Trump vergrault seine Basis

Trump arbeitet mit der Opposition zusammen, um junge Einwanderer vor der Abschiebung zu schützen. Seine Partei und vor allem seine Wählerbasis sind wütend.

Ende des „Dreamer“-Programms: US-Bundesstaaten reichen Klage ein

Trump will Kinder illegaler Einwanderer nicht länger vor Abschiebung schützen. Die US-Hauptstadt und 15 weitere Bundesstaaten reichten dagegen nun Klage ein.

Trump beschließt das Ende von DACA: Dreamer werden kämpfen

Überall in den USA protestieren Menschen gegen das Ende des „Dreamer“-Programms, das junge Menschen legalisiert hat. Eindrücke aus New York.

Junge Eingereiste in den USA: Trump beendet „Dreamer“-Programm

Der US-Präsident hat das Programm abgeschafft, das hunderttausenden illegal in die USA eingereisten jungen Menschen ein Aufenthaltsrecht gewährte.