taz.de -- Misstrauensvotum in Südafrika: Endet die Ära Jacob Zuma?
Im südafrikanischen Parlament entscheidet sich am Dienstag die Zukunft des zunehmend unpopulären Präsidenten Jacob Zuma – per Misstrauensvotum.
Kapstadt dpa | In Südafrika entscheidet das Parlament in Kapstadt am Dienstag (14 Uhr) über die politische Zukunft von Präsident Jacob Zuma. Dem 75-Jährigen werden unter anderem Korruption und Machtmissbrauch vorgehalten. Der Ausgang der Abstimmung über einen Misstrauensantrag der Opposition gilt als ungewiss. Das Votum der 400 Abgeordneten im streng abgesicherten Parlament gilt als möglicher Wendepunkt in der jungen Kap-Demokratie.
Parlamentspräsidentin Baleka Mbete ließ am Montag eine geheime Abstimmung zu. Damit könnten sich auch Zuma-Kritiker aus den Reihen der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) dem Fraktionszwang unerkannt entziehen und gegen den 75-Jährigen stimmen.
Vorausgegangen waren wochenlange Demonstrationen im ganzen Land. Auch am Vorabend der Abstimmung waren am Montag mehrere tausend Menschen vor das Parlamentsgebäude gezogen und hatten eine Ablösung Zumas gefordert.
Auf Plakaten hieß es etwa „Schande über Dich, Zuma“ („Shame on you, Zuma“) oder „Zuma muss gehen“ („Zuma must fall“). Unter den Teilnehmern waren auch Kirchenvertreter sowie Aktivisten von Menschenrechtsgruppen und Gewerkschaftsfunktionäre. Mehrere Redner sprachen von einem bedeutenden Augenblick in der Geschichte der Kap-Demokratie.
Am Dienstag sind Protestkundgebungen sowohl von Zuma-Gegnern wie von seinen Befürwortern geplant. Aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen haben die Behörden ein Großaufgebot von Sicherheitskräften nach Kapstadt entsandt, das die beiden Lager auseinander halten soll.
8 Aug 2017
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Der südafrikanische Präsident hat keine Mehrheit mehr, er gewinnt die Vertrauensabstimmung nur knapp. Seine Partei sollte sich Neuwahlen stellen.
Präsident Zuma bleibt nach der Vertrauensabstimmung zunächst im Amt. Die nächste Kandidatin seiner Partei könnte seine Exfrau werden.
Enthüllungen über Beziehungen zwischen den Zumas und der Unternehmerfamilie Gupta stürzen Südafrika in eine tiefe Krise – aber Zuma bleibt im Amt.
Denis Goldberg setzte sich in Südafrika gegen Apartheid ein. Stillhalten im Kampf gegen Rassismus war für ihn keine Option. Nun sorgt ihn die Korruption im ANC.
Geleakte E-Mails, die die Korruption des Präsidenten dokumentieren, versetzen das Land in Aufruhr. Ein Misstrauensvotum will der ANC nicht.
Von der Kritik zur offenen Konfrontation: Gewerkschafter und Linke wenden sich von der regierenden ehemaligen Befreiungsbewegung ab.
Bis zu acht neue AKWs wollte die südafrikanische Regierung errichten. Das Problem: Sie umging bei dem Geschäft das Parlament.
Die Wirtschaft lahmt, viele Menschen sind arbeitslos. Jetzt ruft selbst die mit Zumas ANC verbündete Kommunistische Partei zu Protesten auf.
Im ANC wächst nach einer Kabinettsumbildung der Unmut über Präsident Zuma. Der Ex-Finanzminister ruft offen zum Widerstand auf.