taz.de -- Ermittlung nach Bundeswehr-Marsch: Toter Soldat beschäftigt Staatsanwalt

Vier Offiziersanwärter brechen bei einem Fußmarsch völlig erschöpft zusammen. Einer von ihnen stirbt. Jetzt untersucht die Staatsanwaltschaft den Fall.
Bild: Soldaten müssen marschieren

Munster/Berlin dpa | Der [1][Tod eines Offiziersanwärters] nach einem Fußmarsch im niedersächsischen Munster beschäftigt jetzt auch die Staatsanwaltschaft. Mysteriös ist der Fall des jungen Soldaten, weil drei weitere Angehörige seiner Ausbildungseinheit wenige Stunden später ebenfalls kollabiert waren. Sie stehen immer noch unter ärztlicher Beobachtung. „Wir untersuchen, ob jemandem ein strafrechtlich relevanter Vorwurf gemacht werden kann“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Lüneburg, Jan Christoph Hillmer, am Montag. „Uns liegen erste Unterlagen vor, die werden geprüft.“

Einer der Offiziersanwärter war am Samstag – zehn Tage nach seinem Kollaps – in einer Klinik gestorben. Er war am 19. Juli, einem warmen Sommertag mit Temperaturen um die 26 Grad Celsius, vormittags nach drei Kilometern Marsch mit Waffe, Splitterschutzweste, Feldanzug und Helm zusammengebrochen. An diesem morgendlichen Marsch mit dem Zugführer nahmen nicht alle 43 Angehörigen des Zuges teil. Nachdem der Soldat ins Krankenhaus gebracht worden war, begann am Mittag ein weiterer Marsch. Dabei brachen die drei anderen Soldaten zusammen, die bis dahin insgesamt elf bis zwölf Kilometer zurückgelegt hatten. Nach Auskunft des Heeres gehörten auch sie zu der Gruppe, die schon am Vormittag mit dem Zugführer marschiert war.

In einem Schreiben aus dem Ministerium, das die Obleute im Verteidigungsausschuss des Bundestages noch vor dem Tod des Soldaten erreicht hatte, hieß es: „Das Krankheitsbild der Soldaten lässt sich nicht auf die moderate Ausbildungsbelastung zurückführen“. Nach Angaben des Heeres gab es während des Marsches Trinkpausen.

Die Untersuchungen liefen noch, betonte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. „Ich kann jetzt hier keine Fehler erkennen“, fügte er hinzu. Rainer Arnold (SPD) sprach sich für eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses des Bundestages in der Haushaltswoche Anfang September aus.

„So etwas noch nicht erlebt“

„Was bei mir ankommt, ist noch rätselhaft“, sagte der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. „Der Fall ist nicht nur sehr tragisch, sondern auch ungewöhnlich – ich habe so etwas noch nicht erlebt“, betonte Bartels. Das Ministerium habe jetzt eine Task-Force „Munster“ unter Führung eines Generals eingesetzt, um den Vorfall aufzuklären. Der Wehrbeauftragte dient den Soldaten als Vertrauensperson.

Der Bundeswehrverband (DBwV) drückte seine Betroffenheit aus. Ein Sprecher erklärte: „Wir sollten jedoch Zurückhaltung wahren und das Ergebnis der Obduktion abwarten.“ Der Verband vertritt die Interessen der Soldaten und ihrer Angehörigen.

31 Jul 2017

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