taz.de -- Fischerdorf im Kongo: Hunderte Tote bei Erdrutsch
Nach heftigem Regen ist ein Dorf am Albertsee verschüttet worden. Kongos Regierung will lieber desinfizieren als nach Überlebenden suchen.
BERLIN taz | Ein entlegenes Fischerdorf in der Demokratischen Republik Kongo ist einem Erdrutsch zum Opfer gefallen. Tara am Albertsee, der im Nordosten des Landes die Grenze zu Uganda bildet, wurde nach heftigen Regenfällen in der Nacht zum vergangenen Mittwoch verschüttet.
Am Wochenende bestätigte die Provinzregierung von Ituri, dass mindestens 200 Menschen tot seien.
„Die Bilanz steigt“, erklärte Vizegouverneur Pacifique Keta in der Provinzhauptstadt Bunia, bevor er am Samstag in das Dorf aufbrach. 50 Familien würden komplett vermisst. Nach seiner Rückkehr erklärte er, 40 Leichen seien geborgen und alle anderen Dorfbewohner vermutlich tot.
Einige Gerettete liegen im Krankenhaus der nächstgelegenen Kleinstadt Tchomia; nach Krankenhausangaben starben zwei nach der Einlieferung.
Fotos aus Tara zeigten einen bis ans Seeufer reichenden Geröllhaufen, wo einst 70 Hütten standen.
Der Vizegouverneur ordnete die Einstellung der Suche nach Überlebenden und die Desinfizierung des Ortes wegen des Leichengeruchs an.
Von jeglicher Kommunikation abgeschnitten
Viele Fischerdörfer am Albertsee sind an Steilhängen gebaut, nur auf dem Seeweg zu erreichen und von jeglicher Telekommunikation abgeschnitten. So war es unmöglich, schweres Räumgerät nach Tara zu bringen, dessen Hütten vor allem durch herabfallendes Geröll mit großen Felsbrocken zerstört worden sind. Auch der Vizegouverneur konnte nur mit UN-Hilfe das Dorf besuchen.
Die heftigen Regenfälle vergangener Woche hatten mehrere Dörfer in Ituri verwüstet: Tara, Kakakpa und Dhats. Außerdem führten sie zum Einsturz einer alten Goldmine, die nicht mehr industriell ausgebeutet wird.
Die Aktivitäten illegaler Goldschürfer in den verlassenen Minen Ituris führen häufig zu Erdrutschen und können auch jetzt dazu beigetragen haben, das Erdreich in Bewegung zu setzen. Zwei Schürfer wurden aus der Mine tot geborgen.
21 Aug 2017
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Die Provinz Ituri, wo es die größten Massaker des Kongokrieges gab, wird erneut von Gewalt erschüttert. Die Behörden dulden keinen Protest dagegen.
Wo 2014 die Ebola-Toten begraben wurden, landen jetzt die Opfer der Regenfälle und Erdrutsche in der Hauptstadt Freetown.
Mit bloßen Händen graben die Überlebenden im Schlamm nach den Opfern der verheerenden Regenfälle über der Hauptstadt Freetown.
Klimaextreme, Seuchen und Bürgerkriege haben Ostafrikas Landwirtschaft aus den Fugen geraten lassen. Jetzt drohen schwere Hungersnöte.
Ein Schiffsunglück auf dem Albert-See an der Grenze zwischen Uganda und Kongo fordert mindestens 108 Tote. Die Polizei erklärt Suche nach Überlebenden für beendet.