taz.de -- Premierministerin in Serbien: Erstmals eine Frau und Lesbe im Amt

Präsident Vucic hat die 41-jährige Ana Brnabic für den Posten vorgeschlagen. Seine Partei hat im Parlament die Mehrheit, ihre Bestätigung ist eine Formsache.
Bild: Eine Überraschung in dem konservativen Land: Ana Brnabic wird Regierungschefin

Belgrad afp | In Serbien soll erstmals eine offen homosexuelle Frau die Regierungsgeschäfte leiten. „Ich habe entschieden, Ana Brnabic dem Parlament als Premierministerin vorzuschlagen“, sagte der serbische Präsident Aleksandar Vucic am Donnerstag in Belgrad. Die 41-Jährige verfüge über die „persönlichen und beruflichen Qualitäten, um dieses Amt auszuüben“. Es wurde damit gerechnet, dass Brnabic in den kommenden Wochen übernimmt.

Brnabic, die in Belgrad geboren wurde und in England studierte, war erst im August in die Politik gegangen. Dabei war sie dem Ruf von Vucic gefolgt, der damals noch selbst Ministerpräsident war und sie zur Ministerin für die staatliche Verwaltung machte.

Die meisten heimischen Medien erwarten, dass der [1][alles bestimmende Vucic] auch künftig die Arbeit der Regierung prägen wird, obwohl dem Präsidenten in Serbien nur repräsentative Aufgaben zustehen. Noch ist unklar, ob Vucic den Vorsitz der mit Abstand größten Regierungspartei SNS aufgeben wird, wie es die Verfassung verlangt.

Brnabics Nominierung zur Regierungschefin kam überraschend. Schließlich ist in dem Balkanland, in dem 80 Prozent der Bevölkerung orthodoxe Christen sind, Homosexualität vielfach noch ein Tabu.

16 Jun 2017

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