taz.de -- Spielstraße Gudvanger Straße: Kinderfreie Zone in Prenzlauer Berg

Der Bezirk stimmt vor Gericht einer Minimallösung zu: Künftig sollen die Kinder einmal im Monat für vier Stunden auf der Straße spielen dürfen.
Bild: Ab Mai 2018 soll dieser Teil der Gudvanger Straße für vier Stunden im Monat den Kindern gehören

Im Streit um die Einrichtung einer temporären Spielstraße in Prenzlauer Berg hat es nach jahrelangem Tauziehen zwischen Anwohnern und Bezirk nun eine Einigung vor dem Verwaltungsgericht gegeben. Künftig soll ein etwa 100 Meter langes Teilstück der Gudvanger Straße am Humannplatz von Mai bis Oktober einmal im Monat von 14 bis 18 Uhr für den Autoverkehr gesperrt werden. In dieser Zeit soll dort eine Veranstaltung „Temporäres Spielen auf der Straße“ stattfinden, die vom Bezirk organisiert wird. „Die Kläger haben demgegenüber versichert, gegen das Projekt zukünftig nicht mehr vorzugehen“, teilte ein Gerichtssprecher am Freitag mit.

„Mit dem getroffenen Kompromiss haben wir nun größere Rechtssicherheit“, sagte Bezirksstadtrat Torsten Kühne (CDU), der die temporäre Spielstraße 2015 mit auf den Weg gebracht hatte. „Das Gericht hat noch einmal betont, dass insbesondere der Veranstaltungscharakter stärker herausgestellt werden muss, um eine Sperrung für den Autoverkehr zu rechtfertigen.“

Daran war das Projekt im ersten Anlauf gescheitert. Der Bezirk hatte die Spielstraße als Veranstaltung angemeldet, um das Spielen auf der Straße – ursprünglich war einmal die Woche von 10 bis 18 Uhr vorgesehen – zu rechtfertigen. Doch Anwohner klagten dagegen, und das Gericht gab ihnen recht: Es reiche nicht, die Kinder auf der Straße herumhüpfen zu lassen, das sei noch keine Veranstaltung.

Das Jugendamt des Bezirks und eine Bürgerinitiative pro Spielstraße besserten daraufhin nach: Für 2016 meldete man beim Ordnungsamt eine – nur noch 14-tägig vorgesehene – Veranstaltung „Temporäres Spielen auf der Straße“ an und berief sich auf die UN-Kinderrechtskonvention, nämlich dem Kinderrecht auf Spielen. Die Anwohner legten dagegen erneut Widerspruch vor Gericht ein.

„Mit dem Kompromiss haben wir zwar nun kein Grundsatzurteil zum Spielen auf der Straße, aber für das Modellprojekt ist es gut“, sagte Stadtrat Kühne. Man wolle sich nun gemeinsam mit Kitas und der Bürgerinitiative ein schlüssiges Veranstaltungskonzept überlegen. Im Mai 2018 sollen die Kinder dann endlich auf die Straße dürfen.

25 Jun 2017

AUTOREN

Anna Klöpper

TAGS

Berlin Prenzlauer Berg
Berlin
Spielplatz
Berlin Prenzlauer Berg
Prenzlauer Berg
Prenzlauer Berg
Verkehr

ARTIKEL ZUM THEMA

Erste temporäre Spielstraße in Berlin: Freies Spiel für freie Kinder

Kinder statt Autos: In Kreuzberg hat die erste temporäre Spielstraße eröffnet. Sie soll zum Vorbild für weitere Initiativen werden.

Reißzwecken im Spielplatzsand: Dieser ermüdende Hass

Auf einem Spielplatz in Prenzlauer Berg hat jemand Reißzwecken in den Sand gestreut. Warum eigentlich dieser Zorn? Ziemlich krank.

Kommentar Temporäre Spielstraße: Eine Niederlage für die Kinder

Im Fall Gudvanger Straße ging es auch darum, wem eigentlich die Straße gehört. Der Bezirk hätte vor Gericht auf einem Grundsatzurteil bestehen müssen.

Temporäre Spielstraße in Prenzlauer Berg: Das ist längst kein Spiel mehr

Eine Nebenstraße soll ab und zu zum Spielplatz werden: Mit dieser Idee ist der Bezirk Pankow letztes Jahr vor Gericht gescheitert. Am Dienstag soll der zweite Versuch starten.

Autofahrer sollen Radlern weichen: Flanieren erwünscht

Auf der viel befahrenen Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg sollen Radler und Fußgänger mehr Raum bekommen – und langfristig die Autos verdrängen.

Urteil zur Gudvanger Straße: Spielstraße aus dem Verkehr gezogen

Das Verwaltungsgericht untersagt Nutzung der Gudvanger Straße in Prenzlauer Berg als Spielfläche. Eine Anwohnerin hat gegen die Bezirksinitiative geklagt.