taz.de -- Nach der Wahl in Großbritannien: May gibt neues Kabinett bekannt

Premierministerin Theresa May baut nach ihrer Wahlschlappe ihr Kabinett um. Der einst geschasste Michael Gove wird überraschend Umweltminister.
Bild: Weist Rücktrittsforderungen zurück: Theresa May

London afp | Die britische Premierministerin Theresa May hat ihre vollständige Kabinettsliste bekanntgegeben. Demnach ernannte sie den bisherigen Arbeitsminister Damian Green zum Vizepremierminister ernannt. Zu seinem Nachfolger im Arbeitsressort ernannte May den bisherigen Finanzstaatssekretär David Gauke. Der führende Tory-Abgeordnete David Lidington wird Nachfolger von Justizminsterin Liz Truss.

Eine Überraschung war die Ernennung von Michael Gove zum Umwelt- und Agrarminister. May hatte Gove nach ihrem Amtsantritt im Juni 2016 aus der Regierung entlassen. Gove sagte dem Sender Sky News, er habe nicht mit dieser Berufung gerechnet.

Wie Downing Street bereits am Freitag verkündet hatte, bleiben die Schlüsselposten der Regierung unverändert: So behalten Außenminister Boris Johnson, Brexit-Minister David Davis und auch Finanzminister Philipp Hammond ihre Posten ebenso wie Innenministerin Amber Rudd und Verteidigungsminister Michael Fallon.

In einem Fernsehinterview wies May am Sonntag Rücktrittsforderungen zurück. Im Gespräch mit Sky News verneinte sie die Frage, ob sie nach ihrer Schlappe bei der Parlamentswahl „zutiefst erschüttert“ sei. „Was ich fühle ist, dass es einen Job zu erledigen gibt“, sagte sie weiter. „Und ich denke, die Bürger wollen, dass die Regierung den Job weitermacht.“

Priorität Bildung und Wohnen

Der Frage, ob sie eine volle Legislaturperiode lang im Amt bleiben wolle, wich May aus. „Ich habe während des Wahlkampfes gesagt, wenn ich wiedergewählt werde, habe ich vor, für eine komplette Amtszeit zu bleiben. Aber was ich jetzt tue, ist, sofort mit der Arbeit weiterzumachen.“ Als Prioritäten nannte die konservative Politikerin die Bildungs- und Wohnungspolitik.

Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit der Tories bei der vorgezogenen Unterhauswahl am Donnerstag ist May stark unter Druck geraten. Ex-Finanzminister George Osborne, den sie nach ihrem Amtsantritt entlassen hatte, übte scharfe Kritik an seiner Parteikollegin. Mays Tage seien gezählt, sagte er am Sonntag der BBC. Die einzige Frage sei, „wie lange sie noch im Todestrakt“ sitze.

May hofft, mit Unterstützung der ultrakonservativen nordirischen Partei DUP regieren zu können. Die Gespräche zwischen den Tories und der DUP über die Unterstützung der Minderheitsregierung sollen am Montag fortgesetzt werden.

12 Jun 2017

TAGS

Großbritannien
Theresa May
Michael Gove
Boris Johnson
Großbritannien
Schwerpunkt Brexit
Schwerpunkt Brexit
Schwerpunkt Brexit
Democratic Unionist Party
Theresa May
Theresa May
Theresa May
Jeremy Corbyn
Wahlen in Großbritannien

ARTIKEL ZUM THEMA

Sexismus-Vorwürfe gegen Damian Green: Britischer Vize-Premier tritt zurück

Mit Damian Green verliert Premierministerin May bereits das dritte Kabinettsmitglied. Damit wachsen die Zweifel, ob sich die Regierung noch lange halten kann.

Beginn der Brexit-Verhandlungen: Scheiden tut erst später weh

Zu Beginn der Brexit-Verhandlungen geben sich Briten und EU-Europäer betont freundlich. Dabei steht viel auf dem Spiel.

Kommentar Brexit-Verhandlungen: Brexit statt Kohl

Großbritannien wird 2019 die EU verlassen. Das ist kein Verrat an der europäischen Idee, sondern ein Ausdruck des politischen Pluralismus.

Der Brexit beginnt: Aus Prinzip weitermachen

Obwohl die Regierung noch nicht steht und die Queen das neue Programm nicht vorgestellt hat, starten die Verhandlungen mit der EU.

Kommentar Bündnis in Großbritannien: May sucht die Loyalisten

20 Jahre hat es gedauert, bis man eine Formel fand, die für etwas Ruhe in Nordirland sorgt. Das hat Theresa May nun zunichtegemacht.

Großbritannien: Mayday! Mayday! Mayday!

Die politischen Weichen zu stellen, fällt den Konservativen schwer. Die Duldung durch die DUP ist in den eigenen Reihen unbeliebt.

Nach der Wahl in Großbritannien: Helfende Hand aus Belfast

Die Tories um Theresa May sind auf die Hilfe der erzkonservativen Unionisten angewiesen. Die freuen sich über den gestiegenen Einfluss.

Theresa May und ihre Fehler: Ins eigene Messer gelaufen

Innerparteiliche Feinde, schlechtes Programm, fataler Wahlkampf: Warum Theresa May die Wahl verloren hat und trotzdem weiter regieren will.

Labour-Partei auf Erfolgskurs: Britanniens coolster Schrebergärtner

Völlig unerwartet schafft Jeremy Corbyn große Zugewinne, vor allem bei jungen Briten. Jetzt muss nur noch seine Partei hinter ihm stehen.

Großbritannien nach der Wahl: She's lost control

Wir haben Briten nach der Wahl gefragt: Was macht Ihnen Hoffnung, was Angst? Und welcher Popsong könnte jetzt weiterhelfen?