taz.de -- Tesla-Tochter Grohmann: In die Zukunft lieber ohne Tarif

Mitarbeiter der Tesla-Tochter Grohmann wollen einen Tarifvertrag. Chef Elon Musk bietet Aktienpakete – und wettert gegen Gewerkschaften.
Bild: Tesla-Werk in Fremont, Kalifornien. In Deutschland gelten andere Arbeiterrechte

BERLIN taz/dpa | „Teslas Mission ist die Beschleunigung des weltweiten Übergangs zu nachhaltiger Energie“ steht auf der Website des Unternehmens. Der Elektroautohersteller aus Kalifornien inszeniert sich gern als sauberer Ökokonzern, der an der Mobilität der Zukunft arbeitet. Mit Elon Musk verfügt Tesla auch noch über einen charismatischen Visionär als Chef, der dieses Image nach außen vertritt.

Doch das sorgsam erarbeitete Image Teslas könnte bald Kratzer bekommen. Grund dafür ist ein Tarifkonflikt bei der Ende 2016 erworbenen Konzerntochter Tesla Grohmann Automation. Deren Mitarbeiter pochen mithilfe der IG Metall auf einen Tarifvertrag. Grohmann habe auf die Forderung eine „unbefriedigende Antwort“ gegeben, heißt es bei der Gewerkschaft – und schon droht dem Betrieb im rheinland-pfälzischen Prüm mit 680 Mitarbeitern ein Streik. Die Arbeitsniederlegung sei aber das letzte Mittel, sagte IG-Metall-Vertreter Christian Schmitz der taz. „Wir möchten eine friedliche Lösung.“

Die Gewerkschaft fordert eine Arbeitsplatzgarantie für alle Mitarbeiter und eine „gerechte Entlohnung.“ Derzeit liege das Lohnniveau um etwa 25 bis 30 Prozent unter dem Tarifgehalt.

Der Arbeitgeber habe sich zwar mittelfristig zu Gesprächen bereit erklärt, aber nicht zu Tarifverhandlungen. „Das ist Hinhaltetaktik, um im Betrieb gegen die Gewerkschaft Stimmung zu machen“, sagt Christian Schmitz. Mehr als 50 Prozent der Mitarbeiter seien aber in der IG Metall organisiert.

Arbeitskampf kommt ungelegen

Grohmann baut automatisierte Maschinen für die Fahrzeugproduktion. Für Tesla sind die Anlagen unter anderem bei der Fertigung eines neuen Modells wichtig, die im Sommer anlaufen soll. Bisher baute Tesla nur Fahrzeuge im oberen Preissegment. Das „Model 3“ soll mit einem kolportierten Kaufpreis von etwa 30.000 Euro für eine breite Kundschaft erschwinglich sein und könnte dem wachsendenen Markt für Elektromobilität einen Schub geben.

Weltweit gibt es für das Modell bereits 400.000 Vorbestellungen, da stört ein öffentlichkeitswirksamer Arbeitskampf. Elon Musk meldete sich bereits selbst zu Wort und gab eine Jobgarantie für die Grohmann-Mitarbeiter. Die Firma spiele eine wichtige Rolle für die Zukunft des Elektroautoherstellers. Sowohl die Belegschaft als auch die Produktion am Sitz in Prüm sollen ausgebaut werden, schrieb Musk in einem Brief an die Mitarbeiter.

Tesla bietet den Beschäftigten monatlich 150 Euro mehr. Musk erklärte in seinem Brief zudem, jeder Grohmann-Mitarbeiter solle Tesla-Aktien im Wert von 10.000 US-Dollar erhalten, die vierteljährlich über die nächsten vier Jahre ausgeschüttet würden, sowie einen sofortigen Bonus über 1.000 Euro in bar. Das ist der IG Metall zu wenig. „Elon Musks Jobgarantie und die angekündigten Lohnerhöhungen gehen in die richtige Richtung, sind aber nicht rechtssicher“, sagt IG-Metall-Vertreter Schmitz.

Eine Anfrage der taz zu den Auseinandersetzungen mit der IG Metall ließ Grohmann unbeantwortet.

Zoff auch in den Staaten

Auch in den USA muss sich Tesla derzeit mit der Automobilgewerkschaft auseinandersetzen. Ein Mitarbeiter des Werks im kalifornischen Fremont hatte sich in einem Blog über schlechte Arbeitsbedingungen beklagt und rief die Kollegen zum Eintritt in die Gewerkschaft auf, lobte Tesla aber zugleich als „eines der innovativsten Unternehmen der Welt“. Scharf kritisierte Elon Musk dennoch in einem Tech-Blog seinen Mitarbeiter. Die Äußerungen seien „moralisch empörend“.

Auch auf die IG Metall ist Musk offenbar nicht gut zu sprechen. Alles bei Tesla diene der Mission, den Übergang zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen, schrieb er in seinem Brief an die Grohmann-Belegschaft. „Ich glaube nicht, dass die IG Metall unsere Mission teilt.“ (mit dpa)

23 Apr 2017

AUTOREN

Jörg Wimalasena

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