taz.de -- Kommentar Dragonerareal: Jetzt den Erfolg noch krönen

Beim Neubau dürfen nicht nur die landeseigenen Wohnungsgesellschaften zum Zuge kommen. Auch bei Investoren braucht Kreuzberg eine Mischung.
Bild: Viel Platz für viele Bauherren

Das ist ein echter Erfolg für Rot-Rot-Grün. Nach langem Hin und Her hat der Bund endlich losgelassen – und das Kreuzberger Dragonerareal dem Land Berlin übereignet. Damit ist zwar der teilweise skandalöse, weil spekulative Umgang des Bundes mit den eigenen Immobilien nicht gelöst, wohl aber der Streit um 4,7 Hektar Kreuzberg.

Was ein Investor, der 36 Millionen Euro bezahlt hat, dort hingebaut hätte, war absehbar. Noch nicht so deutlich ist allerdings, was nun in Regie des Senats und des Bezirks am Mehringdamm entstehen soll. Zwar gibt es einen gültigen Bebauungsplan, der den Erhalt des Gewerbes und den Bau von Wohnungen vorsieht. Als Sanierungsgebiet ist auch die Bürgerbeteiligung gesichert. Nicht geklärt aber ist die Frage: Wer baut, was wird gebaut und wie viel?

500 bis 800 Wohnungen sind bislang im Gespräch, 40 Prozent davon sogenannte Sozialwohnungen für 6,50 Euro der Quadratmeter. Das ist der Mix, den die Berliner Wohnungsbaugesellschaften im Angebot haben. Vor allem die Gewobag wie auch die Howoge interessieren sich für das Gelände.

Aber es könnten durchaus auch andere zum Zuge kommen. Anders als SPD und Linke, die traditionell auf die landeseigenen Gesellschaften fixiert sind, begreifen die Grünen den Begriff der gemeinwohlorientierten Bauherren etwas weiter. Auch das Mietshäusersyndikat oder Genossenschaften gehören dazu.

Es spricht deshalb nichts dagegen, auf dem Dragonerareal nicht nur eine lebendige Mischung aus Arbeiten und Wohnen entstehen, sondern auch einen Mix an Akteuren zum Zug kommen zu lassen. Kreuzberg steht auf Vielfalt. Warum nicht auch bei den Bauherren?

Bevor also die Bausenatorin und der Finanzsenator das Fell des Löwen verteilen, wäre ein Interessensbekundungsverfahren möglich, das sich an alle gemeinwohlorientierten Unternehmen richtet. Vielleicht kommt am Ende sogar noch ein höherer Anteil an bezahlbaren Wohnungen heraus. Vielleicht sogar unterhalb der 6,50 Euro. Zu wünschen wäre es.

20 Apr 2017

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Uwe Rada

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