taz.de -- Bootsunglück an der libyschen Küste: Dutzende Tote angespült

Die Leichen von 74 Flüchtlingen sind an der libyschen Mittelmeerküste gefunden worden. Wahrscheinlich sind noch mehr Menschen ertrunken.
Bild: Bilder des Roten Halbmonds zeigen Dutzende weiße und schwarze Leichensäcke an der Küste

Kairo ap | In Libyen sind die Leichen von mindestens 74 Flüchtlingen und Migranten an die Mittelmeerküste gespült worden. Die Toten seien am Dienstagmorgen nahe der Stadt Sawija bei Tripolis entdeckt worden, sagte ein Sprecher des libyschen Roten Halbmondes, Mohammed al-Misrati. Das genaue Schicksal der Ertrunkenen sei noch nicht bekannt.

Al-Misrati sagte, in der Nähe sei auch ein beschädigtes Schlauchboot entdeckt worden. Es müsse mit weiteren Toten gerechnet werden, weil in der Regel bis zu 120 Menschen versuchten, in solchen Boote nach Europa zu gelangen.

Die Hilfsorganisation stellte Fotos auf Twitter, auf denen Dutzende Leichen in weißen und schwarzen Leichensäcken zu sehen waren. Sie wurden am Ufer von Sawija aufgereiht und sollten Al-Misrati zufolge zu einem Friedhof in der Hauptstadt Tripolis gebracht werden.

In Libyen ist die Staatsautorität nach dem Sturz und Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 zerfallen. Menschenschmuggler nutzen dies, um Flüchtlinge und Migranten durch das nordafrikanische Land in Richtung Europa zu schleusen. Vergangene Woche gab die EU-Grenzschutzagentur Frontex bekannt, die Zahl der auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer ertrunkenen Menschen sei im vergangenen Jahr auf die Rekordzahl von mindestens 4.597 gestiegen. Die Schleuserboote seien oft kaum seetüchtig.

21 Feb 2017

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