taz.de -- Islamisten-Treffpunkt in Berlin: Fussilet-Moschee geschlossen

Die Moschee in Berlin-Moabit, in der auch Anis Amri verkehrte, hat ihren Mietvertrag gekündigt. Ein Verbotsverfahren für den Verein läuft trotzdem weiter.
Bild: Die Fussilet-Moschee in Berlin Moabit

Berlin epd | Die im Zusammenhang mit dem Berliner Weihnachtsmarkt-Attentat ins Visier geratene „Fussilet“-Moschee im Stadtteil Moabit ist einer Schließung durch die Behörden zuvorgekommen. Der mutmaßliche Islamisten-Treffpunkt habe von selbst geschlossen, berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Der Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, der Tunesier Anis Amri, soll in der Moschee verkehrt haben.

Trotz der Kündigung des Mietvertrages durch den Moscheeverein „Fussilet 33“ hält die Berliner Innenverwaltung offenbar an einer Verbotsverfügung gegen den Verein fest. Die Kündigung eines Mietvertrages habe nichts mit einem Vereinsverbot zu tun, sagte der Sprecher der Senatsinnenverwaltung, Martin Pallgen, am Dienstag. „Es ist ja durchaus denkbar, dass ein Verein andere Räume anmietet“, fügte er hinzu. Ein Vereinsverbot ziele deswegen nicht auf Mietvertragsverhältnisse, sondern auf die Vereinsstrukturen: „Richten sich diese gegen die Verfassung, kann ein Verein verboten werden.“

Offensichtlich spüre der Moscheeverein „Fussilet 33“ den durch das Land Berlin aufgebauten Verfolgungsdruck und wolle mit der Kündigung des Mietvertrages Tatsachen schaffen, so Pallgen weiter: „Das ändert aber nichts an unserer grundsätzlichen Haltung.“ Da Vereinsverbote aber generell „verdeckt laufen“, könne er sich zu dem Einzelfall nicht äußern.

Nach einem Bericht der RBB-„Abendschau“ haben sich Eigentümer und Moscheeverein auf ein Ende des Mietverhältnisses geeinigt. Möbel und Gebetsteppiche sollen bereits abtransportiert worden sein. Die Einrichtung gilt nach Medienberichten schon länger als Treffpunkt der Islamisten-Szene in der Hauptstadt.

Nach RBB-Recherchen zählten die Behörden in der „Fussilet“-Moschee insgesamt zehn Gefährder, die dort einen „regelmäßigen Anlaufpunkt“ fanden. Dies gehe aus Dokumenten hervor, die Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) kürzlich im Bundestagsinnenausschuss präsentiert habe. Ein Polizeisprecher sagte, die Behörden bemühten sich um eine lückenlose Überwachung: „Wir haben alles unternommen, um die gefährlichen Personen zu erkennen und im Blick zu behalten.“

21 Feb 2017

TAGS

Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt
Anis Amri
Islamismus
Anis Amri
Anis Amri
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt
Berlin
Lesestück Interview
Anis Amri
Polizei Berlin
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt
Anis Amri
Anis Amri

ARTIKEL ZUM THEMA

Untersuchungsausschuss zu Anis Amri: LKA warnte schon früh vor Anschlag

Der Untersuchungsausschuss in NRW diskutiert über einen brisanten Polizeivermerk. Die Hinweise seien allerdings nicht gerichtsfest gewesen.

Sonderermittler über Fall Amri: Kein Versagen – in NRW

Der von der Landesregierung eingesetzte Gutachter entlastet NRW-Behörden im Fall Anis Amri. CDU zweifelt an der Unabhänigkeit des Mannes.

Kommentar Gefährderhaft in Bayern: Der härteste Hund

Die Bundesregierung hat bereits die Fußfessel und Abschiebehaft für Gefährder auf den Weg gebracht. Nun will sich die CSU inszenieren.

Großeinsatz der Polizei: Berliner Moscheeverein verboten

Die Gebetsräume von „Fussilet“ sollen ein Treffpunkt gewaltbereiter Islamisten gewesen ein. Auch Anis Amri war dort Gast.

Streitgespräch zur inneren Sicherheit: „Wir sind blind“

Seit dem Anschlag in Berlin werden Gesetze verschärft. Der Terrorexperte Peter Neumann, der Grüne Konstantin von Notz und der Politologe Thomas Grumke streiten.

Fall Amri beschäftigt Berliner Parlament: Brisante Fälle gehen vor

Der Chef des Berliner Landeskriminalamts begründet im Innenausschuss, warum der Attentäter Amis Amri nicht länger observiert worden ist.

Islamisten-Szene in Berlin: Moscheeverbot in Arbeit

Das Verbot der Fussilet-Moschee in Moabit, wo sich auch der Attentäter vom Breitscheidplatz Anis Amri regelmäßig aufhielt, dauert länger als geplant.

Berliner Parlament: Der Fall Amri und kein Ende

Im Berliner Parlament gibt es wohl keine Mehrheit für einen Untersuchungsausschuss. Dabei ist bisher wenig über den Aufenthalt des Attentäters in Berlin bekannt.

Berlin treibt Moscheeverbot voran: Amri passte nicht ins Raster

Der Innenausschuss beschäftigt sich abermals mit den Folgen des Terroranschlags. Die Moschee, in der Amri verkehrte, ist auf dem Prüfstand.

Berlin nach dem Anschlag: Mörderisch gottesfürchtig

Die Moabiter Moschee, in der der Attentäter vom Breitscheidplatz verkehrte, ist geschlossen – vom Träger. Ein offizielles Verbot erging bisher nicht.