taz.de -- Die Wahrheit: Flieg mich zum Mond

Bald soll es Urlaubsflüge rund um den Mond geben. Wäre es da nicht besser, gleich zum Sonnenbaden auf dem Erdtrabanten zu landen?
Bild: Züngeln kann das erst vor Kurzem im Zoo von Miami geborene Ameisenbärenbaby „Bowie“ schon gut

Wer Fliegerenglisch kann, der kann was erzählen. Fliegerenglisch ist laut Angie, die ich in den Jahren, als ich die Hinterhof-Kohlenofenwohnung ohne Dusche bewohnte, im Fitnessstudio kennenlernte, in das ich täglich zum Duschen ging, das Englisch der Stewardessen: „Coffee, Tea or me?“ und weitere grammatikalisch herausfordernde Bonmots. Angie hatte die Fliegerenglisch-Prüfung nicht bestanden, sich darum auf den „Trainer A“-Schein kapriziert und versuchte, mich immer zum Sport zu überreden, „damit sich dit Duschn ooch lohnt, wa!“.

Wieso sie sich nicht bei der Bahn beworben habe, fragte ich damals nicht. An ihr Fliegerenglisch muss ich aber immer denken, wenn mir die vielen „Ab in den Urlaub!“-Werbe-Clips das Gefühl vermitteln, toute Deutschland sei das ganze Jahr über derartig gestresst und urlaubsreif, dass man dem eigentlich nur mit einem anständigen Urlaubsbomber an einen knallheißen Ort begegnen kann. Möglichst weit weg, darf nichts kosten, alles inklusive. Dort, an dem knallheißen Ort (denn zu Hause in Deutschland war man ja während der langen klirrendkalten Wintermonate fast erfroren wie einst Messners Zehen am Himalaja), haut man sich folgerichtig an einen Strand und brutzelt den Stress einfach weg.

Wie Elon Musk, der Chef des amerikanischen Weltraumunternehmens „SpaceX“, überhaupt Touristen für seine im Jahr 2018 geplanten Mondumrundungstrips mit der „Dragon 2“ interessieren möchte, ist mir also schleierhaft. Oder kann man sich eines Tages etwa auch auf dem Mond in die Sonne legen?! Wäre es nicht sinnvoller, direkt eine Reise zur Sonne anzubieten, unter dem überzeugenden Motto: „Solarium galore – auf dem Sonnendeck der Dragon innerhalb einer Sekunde zur Urlaubsbräune“? Wo kann man sich schließlich besser bräunen als am UV-Kern selbst?

Ohnehin sind kompliziertere Ziele angesichts der Umstände schwer zu vermitteln. Bei den SpaceX-Mondtrips ist nämlich gar nichts inklusive, außer einer medizinischen Untersuchung im Vorfeld. Die Astronautensnacks (Dried Icecream und Dried Eisbein-mit-Sauerkraut) kosten garantiert extra, genau wie der „XXL“-Sitz, auf dem man während des Einstiegs in die elliptische Transferbahn zumindest ein Bein aus der gebückten Hockstellung ausstrecken kann.

Und die Konkurrenz schläft nicht: Zu einer größeren Herausforderung könnten für Musk China, Indien und Russland werden, die ebenfalls Weltraumtrips anbieten wollen, und zwar billiger und vermutlich inklusive Mondmietauto. Der Chef der europäischen Weltraumbehörde ESA entwarf neulich gar Pläne für ein „Moon Village“, was schwer nach „gated community“ klingt und damit vielen Urlaubern, denen nicht nach Abenteuern, sondern nach ruhigen Sonnen- und Erdenaufgängen ist, aus der Seele sprechen könnte.

Das Fliegerenglisch reicht übrigens auch bei jenen Trips für das Kabinenpersonal völlig aus. Viel mehr als allen nach der Landung augenzwinkernd einen Marsriegel in die Hand zu drücken, muss man eh nicht tun.

3 Mar 2017

AUTOREN

Jenni Zylka

TAGS

Urlaub
Sonnenbaden
Ameisen
Mark Zuckerberg
Männer
Tierforschung
Handtaschen
Grippe
taz-Adventskalender

ARTIKEL ZUM THEMA

Die Wahrheit: Homo-Ehe im Ameisen-Biotop

Wieso sollte die Blattschneiderameise nicht heiraten dürfen, wollte das Söhnchen wissen, und war sofort bereit, das ebenfalls ungerecht zu finden …

Die Wahrheit: Riesenschriften und Zombiezeichen

In der U-Bahn treiben die Sitznachbarn seltsame Dinge auf ihrem Smartphone. Und bald tippen sie nur noch mit ihrem Hirn – meint Mark Zuckerberg.

Die Wahrheit: Pornos mit Sky du Mont

Irgendwo im offenbar bereits leicht beschädigten Hirnkasten haben sich die Namen eines Schauspielers und eines Pornodarstellers verhakt.

Die Wahrheit: Zunge und Schnauze

Biologie und Komik: Teil 26 der Serie über die lustige Tierwelt und ihre ernste Erforschung beschäftigt sich mit Ameisenbären und Erdferkeln.

Die Wahrheit: Schrumpfkopfalarm

In den Untiefen der Handtasche geht einiges verloren. Aber das ist kein Frauenproblem, siehe die Hosentaschen von Wickie, dem Wikinger-Jungen.

Die Wahrheit: Ein Grippenspiel

Gegen Erkältungen helfen viel Ignoranz und Pseudoephedrin. Gegen einen Kater hingegen hilft kein Wasser.

Die Wahrheit: Geschenke

Das Genöle über Geschenke geht mir auf die Nerven. Wer nichts geschenkt haben möchte, kann gern alles bei mir abladen!