taz.de -- Straftaten gegen Flüchtlinge: Genauso übel wie 2015

Auch 2016 hat es tausende Straftaten gegen Flüchtlinge und Asylheime gegeben. Das BKA warnt vor der Gründung weiterer rechtsextremer Terrorgruppen.
Bild: 2016 ging es weiter: brennendes Flüchtlingsheim in Nauen 2015 (Archivbild)

Berlin epd | Die Zahl der Straftaten gegen Flüchtlinge und deren Unterkünfte ist auch im vergangenen Jahr hoch geblieben. Wie die Nachrichtenagentur epd aus dem Bundesinnenministerium erfuhr, erfasste das Bundeskriminalamt nach vorläufigen Zahlen 2016 insgesamt 970 Straftaten gegen Asylbewerberunterkünfte. Zudem meldeten die Bundesländer 2.396 Straftaten gegen Flüchtlinge außerhalb der Unterkünfte. Die Fallzahlen bewegten sich noch immer auf hohem Niveau, hieß es.

Bereits 2015 wurden 1.031 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte erfasst. Rund [1][ein Zehntel davon waren Brandstiftungen], die vielerorts Schlagzeilen machten. Straftaten gegen Flüchtlinge werden erst seit Beginn vergangenen Jahres gesondert erfasst, weshalb zu den rund 2.400 für 2016 gemeldeten Fällen keine Vergleichszahlen zu früheren Zeiträumen vorliegen.

Allerdings ging die Zahl der Delikte gegen Asylunterkünfte im Verlauf des Jahres 2016 zurück. Im ersten Quartal wurden noch knapp 460 Straftaten gezählt. Im Zeitraum Oktober bis Dezember sank die Zahl der Straftaten auf 116.

Eine Entwarnung gibt das Ministerium aber nicht: Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden sei weiterhin damit zu rechnen, dass die rechte Szene die Agitation in der Asyldebatte fortsetzen werde, hieß es aus dem Ministerium. Es sei auch mit schweren Gewaltstraftaten zu rechnen.

Mit Verweis auf Vereinigungen wie die „Gruppe Freital“ und die „Oldschool Society“, gegen die Ermittlungen beim Generalbundesanwalt laufen, schloss das Ministerium auch die Bildung rechtsterroristischer Vereinigungen nicht aus.

3 Feb 2017

LINKS

[1] /Anschlaege-auf-Unterkuenfte-2016/!5367296/

TAGS

Rechtsextremismus
BKA
Innenministerium
Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
Terrorismus
Gruppe Freital
Gruppe Freital
Schwerpunkt Rechter Terror
Schwerpunkt Rechter Terror
Terrorismus
Schwerpunkt Rechter Terror
Schwerpunkt Flucht
Reichsbürger
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Rassismus

ARTIKEL ZUM THEMA

Prozess gegen rechte Terrorgruppe: „Stimmung reinbringen“

Das Geständnis des Hauptangeklagten erhellt das Vorgehen der Terrorgruppe Freital. Sie soll Anschläge auf Asylbewerberheime verübt haben.

Dresdner Prozess gegen „Gruppe Freital“: „Ich wollte an seiner Seite sein“

Der mutmaßliche Rädelsführer der „Gruppe Freital“ wird durch einen ehemaligen Komplizen belastet. Zeugen drohte Timo S. schon zuvor mit Racheakten.

Kommentar Urteil „OldSchool Society“: Endlich wird gesehen, was ist

Die Behörden haben den Rechtsterrorismus lange ignoriert. Die Bundesanwaltschaft scheint aber entschlossen zu sein, härter vorzugehen.

„Oldschool Society“-Mitglieder verurteilt: „Moschee reinrennen, bambam“

Die Rechtsterroristen der „Oldschool Society“ hatten alle einen gebrochenen Lebenslauf. Waren ihre Pläne nur Gerede? Das Gericht sah das anders.

Haftstrafen für „Oldschool Society“: Rechtsterroristen der „alten Schule“

Sie planten Angriffe auf Flüchtlingsheime, trafen sich aber erst einmal persönlich: Nun wurden die Köpfe der „Oldschool Society“ als Terroristen verurteilt.

Rechtsextreme vor Gericht: Dummschwätzer oder Terroristen?

In Dresden hat der Freitaler Rechtsterrorprozess begonnen. Neonazi-Gewalt beschäftigt die Gerichte derzeit auch anderswo.

Gewalt gegen Geflüchtete 2016: Fast zehn Angriffe am Tag

Mehr als 3.500 Mal sind Flüchtlinge oder ihre Heime im vergangenen Jahr angegriffen worden. Dabei wurden 560 Menschen verletzt, darunter 43 Kinder.

Radikalisierung der Reichsbürger-Szene: „Scheiss auf Kollateralschäden“

Die Bundesanwaltschaft geht gegen Reichsbürger vor, die Anschläge auf Juden und Flüchtlinge geplant haben sollen. Ihr mutmaßlicher Chef: ein „Druide“.

Grüne über Angriffe auf Flüchtlingsheime: „Dann stimmt das System nicht“

Anschläge auf Unterkünfte von Geflüchteten müssen ernster genommen werden, verlangt Irene Mihalic. Sie fühlt sich an die NSU-Affäre erinnert.

Anschläge auf Unterkünfte 2016: Es brennt in Deutschland

Im vergangenen Jahr gab es 141 Fälle von mutmaßlicher Brandstiftung auf Unterkünfte von Geflüchteten.

Brandanschläge auf Unterkünfte 2015: Hundertzweiundzwanzig Mal Hass

Mindestens 122 Brandanschläge wurden 2015 auf Unterkünfte für Geflüchtete verübt. Im Schnitt jeden dritten Tag einer. Eine Liste.