taz.de -- Repression in der Türkei: Immer mehr beantragen Asyl
Seit dem Putschversuch in der Türkei werden in Deutschland deutlich mehr Asylanträge türkischer Staatsbürger verzeichnet.
Berlin epd | Immer mehr Türken suchen Asyl in Deutschland. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Parlamentsanfrage hervor, [1][wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten]. Demnach wurden von Januar bis November dieses Jahres 5.166 Asylanträge türkischer Staatsbürger verzeichnet. Annähernd 80 Prozent der Antragsteller seien Kurden. Seit dem gescheiterten Putschversuch im Juli seien die Zahlen deutlich angestiegen. So hätten im November 702 türkische Staatsbürger Asyl in Deutschland beantragt. Im Januar seien es noch 119 gewesen.
Einen expliziten Zusammenhang mit dem Putschversuch wolle die Bundesregierung allerdings nicht herstellen. „Spekulationen zu möglichen Ursachen für den Anstieg der Zahlen nimmt die Bundesregierung nicht vor“, zitieren die Funke-Zeitungen aus dem Schreiben.
Die Linkspartei reagierte auf den Anstieg der Asylanträge mit scharfer Kritik an der deutschen Türkei-Politik. „Die Türkei ist alles andere als ein sicherer Herkunftsstaat oder ein Ort an dem Flüchtlinge eine sichere Bleibe finden können“, sagte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelkpe, den Funke-Zeitungen. Zudem führe Ankara einen erbarmungslosen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung. „Die Waffenexporte an das Erdogan-Regime müssen endlich gestoppt und der EU-Flüchtlings-Deal beendet werden“, forderte Jelpke.
25 Dec 2016
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