taz.de -- Die Wahrheit: Faust und Fake
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über Dichtung und Wahrheit erfreuen.
Viele Leute sind zurzeit
Internet und Facebook leid,
denn sie halten die Geschichten
für gequirlte Fake-Nachrichten.
Sich auf Wahres zu besinnen
und der Lüge zu entrinnen,
lässt – zumal in diesen Tagen –
Bürger Buch um Buch aufschlagen.
Doch auch, wenn der Dichter spricht,
wird das Wort leicht Fake-Nachricht.
Selbst die anerkannten Größen
zählen nicht zu den Seriösen.
Nehmen wir mal Goethes Faust,
den’s in seiner Stube graust,
weil sein Pudel sich recht dreist
als ein Teufelskerl erweist.
Vor den Augen seines Herrn
wächst der aus dem Pudelkern.
Jedenfalls stellt Goethe das
so ins Netz – tja, echt voll krass!
Nee, ich glaube da kein Wort!
Aber Goethe gilt als Hort
wahrer Dichtung voll Symbolen –
statt die Polizei zu holen.
Auch bei Kafka stimmt fast nichts.
Die Geschichte des Berichts,
den ein Affe hochgelehrt
vorträgt, ist – ich schwör’s! – verkehrt.
Wie die Story mit dem Schläfer,
der sich morgens in den Käfer
über Nacht verwandelt sieht –
Wer glaubt denn in echt so’n Schiet?
Also, Leute, beim Vertrauen
bitte nicht auf Dichtung bauen.
22 Dec 2016
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