taz.de -- #Paellagate auf Twitter: Jamie Oliver legt sich mit Spaniern an
Der Fernsehkoch will innovativ sein und blamiert sich dabei. Mit einem harmlos gemeinten Paellarezept erntet Jamie Oliver Hohn und Spott im Netz.
Jamie Oliver ist mitten hineingetreten. Nicht ins Fettnäpfchen, sondern in die Reispfanne. Und hat sich damit ordentlich blamiert. Was ist passiert?
Der für seine mitunter unkonventionellen Rezeptvarianten bekannte britische Fernsehkoch wollte sich [1][an einer eigenen Version][2][an] des spanischen Nationalgerichts Paella versuchen. Nur mischte er törichterweise scharfe Chorizo-Wurst unter die Zutaten.
Traditionellerweise kommen den Spaniern bei der Paella aber nur Reis, Gemüse, Fleisch und gegebenenfalls Meeresfrüchte in die Pfanne. Scharfe Wurst gehört definitiv nicht dazu. Mit also nur einer falschen Zutat und einem Tweet hat Oliver sich sein persönliches Essenswaterloo angerichtet.
Das bekam im Netz gleich einen eigenen Hashtag: [3][#Paellagate]. Wütende Spanier machten ihrer Entrüstung Luft und fragten den Briten, [4][was ihm nur einfalle.] Das Rezept wird als [5][„Abscheulichkeit“] bezeichnet. Eine Spanierin geht in ihrer bildlichen Sprache so weit zu sagen, [6][dass die spanische Verfassung infolge von Olivers Rezeptfreistil in Tränen ausbreche]. Andere Kommentatoren verzichten auf Worte und lassen Bilder sprechen.
Wieder andere kontern den kulinarischen Fehltritt mit eigenen Versionen britischer Speisen und Getränke. So präsentiert Twitter-User Antonio Villarreal seine [7][„Version von Fish and Chips, die Aubergine mit Ente kombiniert“]. [8][Eva Moreda Rodriguez] empfiehlt, den klassischen schwarzen Tee einmal so zuzubereiten, dass der Teebeutel direkt in die Milch gehängt und diese in der Mikrowelle erhitzt wird.
Dem ein oder anderen ist Jamie Olivers Reinfall Provokation genug, eine [9][Petition] zu unterstützen. Die Eingabe mit dem Titel „Chorizo gehört nicht in die Paella“, die bereits vor zwei Jahren wegen chorizobehafteter Rezeptfehltritte diverser britischer Fernsehköche gestartet wurde, wird jetzt wieder bei Twitter verlinkt.
Und als ob das noch nicht genug Peinlichkeit für den Koch-Entertainer wäre, zeigt sein Fauxpas zum wiederholten Male, dass er in der Adaption von Nationalgerichten kein gutes Händchen hat – zumal wenn Reis ein Bestandteil ist. Erst vor zwei Jahren hatte er sich an Jollof versucht, einem westafrikanischen Reisgericht. Er mischte Koriander, Petersilie und Zitrone hinein. Zutaten, die normalerweise nicht darin vorkommen.
Zusammenfassend heißt es auf Twitter deshalb nach dem jüngsten Vorfall: [10][„Erst #jollofgate und die Westafrikaner, nun #paellagate und die Spanier. @jamieoliver muss einen Todeswunsch haben“.]
5 Oct 2016
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
In Valencia wurde die Paella erfunden – und auch der dazugehörige Reis wird hier angebaut. Wie die komplexe Zubereitung gelingt.
Schulspeisung – welch grässliches Wort. Es klingt nach Turnhallenschweiß, Blechnäpfen, Gummifleisch und leimiger Sauce.
Ist falsche Ernährung mit Chips und Cola der Grund für die Misere der Unterschicht? Solche Erklärungen sind populär geworden. Wissenschaftlich haltbar sind sie nicht.